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Umlaut erhielt. Das Vorhandensein der Flexionsendung ist Bedingung für das Auftreten
des Umlautes. Der Umlaut muss aber nicht obligatorisch gebildet werden, wenn das
prädikative Adjektiv flektiert ist.
Für den Sprachwandel bedeutet dies, dass der Wandel zu den endungslosen Adjektiven
direkt das Verschwinden des Umlauts bewirkt.
Im Korpus sind drei verschiedene Formen belegt, um beispielsweise zu sagen "Die Milch
wird schnell sauer" (Satz 14):
Basismundart (belegt): [pmilx würd äne1 süri] (Flexionsendung + Umlaut)
Belegte Form: [pmilx würd Sne1 süri] (nur Flexionsendung)
Belegte Form: [pmilx würd äne1 sür] (endungs- und umlautlos)
Die Form mit Umlaut aber ohne Flexionsendung *[pmilx würd äne1 sür] ist nicht belegt
und auch nicht möglich, denn E. GABRIEL sagt explizit, dass Umlaut nur bei flektierten
Adjektiven auftritt. ®
Isoliert betrachtet kann interpretiert werden, dass ein Wandel von Merkmal 14
automatisch den Wandel von Merkmal 7 mit sich bringt, da ohne Flexionsendung kein
Umlaut möglich ist.
Ein Wandel von Merkmal 7 würde hingegen noch nicht bedeuten, dass sich Merkmal 14
auch verändern muss, denn das Korpus zeigt viele Belege mit Flexionsendung aber ohne
Umlaut.
Für die sprachliche Situation in Triesenberg legt das Korpus klar, dass die Wandelvor-
gänge von beiden Merkmalen ausgehen. Von M 7, weil es flektierte Adjektive im
Fem.Sg. und Neutr.Pl. ohne Umlaut gibt:
Beispiele von Informant_Nr. 36:
[pmilx würd änel süri] anstatt [süri] (14)
[t här sind xurtsi] anstatt [xürtsi] (38)
°8 vg]. Gabriel 1987, S. 23.