1935 schenkte Frl. Hermine Kindle (Meierhof), heute Frau Hermine
Beck zum „Schäfle”, dem Vereine eine neue Fahne. Wie oft ist in
all den Jahren die Fahne dem Vereine vorangetragen worden! Sie
wehte bei jedem Feste im Festzuge und über der Bühne, begleitete
den Verein bei kirchlichen und weltlichen Anlässen und senkte sich
trauerumflort so oft über dem Grabe heimgegangener Mitglieder des
Vereines, das stolze Banner und Wahrzeichen des Vereines, das jedem
Symbol der Treue und Verpflichtung sein soll.
Beenden wir die Darstellung des Musikvereinslebens aus der Zeit
bis zur Reorganisation der Harmoniemusik, die 1922 stattfand, nicht
ohne noch einen Blick auf das allgemeine Geschehen zu werfen. Die
ersten Musikvereine hatten keinen leichten Stand. Bar jeder Unter-
stützung waren sie auf sich selbst angewiesen, mussten zusammen-
stehen und zusammenhalten, die Instrumente, das Notenmaterial und
die Auslagen für den Dirigenten selbst aufbringen. Es brauchte wahr-
haft Idealismus und Opferfreudigkeit, die unserer Generation Vorbild
sein dürfen. Wenn man bedenkt, dass noch im Jahre 1932, zur Zeit
als die Krise ohnehin das Geld rar machte, für die Neuinstrumentie-
rung weder von Gemeinde noch vom Lande eine Subvention erhältlich
war, von ersterer dann allerdings nachträglich 1933 ein kleiner Be-
trag von 300.— Franken, aber nur unter besonderen Bedingungen für
den Fall der Auflösung des Vereins!
Desto reger war das Vereinsleben. Wir staunen, wenn wir verneh-
men, dass neben den übernommenen Verpflichtungen in der Gemeinde
(Fronleichnam, Weisser Sonntag, Weihnachtsabend, Neujahr) der alte
Verein jährlich durchschnittlich mehr als zehn Mal ausrückte. Man
spielte bei den Bällen in Triesen und auswärts, ebenso bei Tanzan-
lässen. Die älteste Musikkapelle (1862-1875) soll sogar an einer
Primiz in Balzers gespielt haben. Als Musikkapelle bei Tanz und
Theater spielte sie in Balzers, Schaan, Mauren und sogar in Mels und
während eines einzigen Winters in den 1890er Jahren 13 Mal im
„Schneggen” und in der „Traube” in Buchs! Dass es hiebei nicht
immer ohne „Erinnerungen” abging, versteht sich fast von selbst.
So erzählten alte Musikanten, dass sie einst von Schaan in später
Stunde mit dem Fuhrwerk heimgekehrt seien, wobei es einer nicht
lassen konnte, in Vaduz dem damaligen Landesverweser von Inder-
mauer einen bekannten Satz aus dem Revolutionsjahr 1848 hinauf-
zurufen, was zur Folge hatte, dass der Vorstand des Vereins (Hansi
Hoch) bereits andern Tags auf dem Amt in Vaduz zu erscheinen hatte
und nur gegen Erlag eines Sühnegeldes von 20 fl (!) sich und seinen
Verein von weiterer Ahndung lösen konnte. Das Spielen in Schaan
hatte sich trotzdem gelohnt. Denn aus den Eingängen für das Auf-
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