Volltext: Wer Bescheid weiss, ist bescheiden

Franz Näscher 
menfassung der Bewegung. In unserem Land befürwortete vor allem der 
Schaaner Pfarrer Johannes Tschuor die Bewegung. 
Die liturgische Bewegung erhielt schliesslich höchste Anerkennung 
durch Papst Pius XII. mit den Enzykliken «Mystici Corporis» 1943 und 
«Mediator Dei» 1947. Er hat noch vor dem Konzil mit wichtigen Refor- 
men gezeigt, dass die tridentinische Liturgie nach dem Konzil von Trient 
(16. Jahrhundert) nicht unveränderbar ist. So findet seit 1951 die Oster- 
nachtliturgie nicht mehr am Karsamstagmorgen in der Frühe statt, son- 
dern am Abend oder in der Nacht zum Ostersonntag; 1953 kam es zur 
Einführung von Abendmessen und zur Änderung des Nüchternheitsge- 
botes (für den Kommunionempfang am Nachmittag und Abend drei 
Stunden, ab 1957 auch am Vormittag); 1955 wurde die Liturgie am Ho- 
hen Donnerstag auf den Abend und jene am Karfreitag auf den Nach- 
mittag festgelegt. 
Das Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Chur «Cantate» 
enthielt ab 1947 neben drei lateinischen Choralmessen (Nr. 151-166) 
und dem Requiem (Nr. 174) auch sechs Betsingmessen in der Volksspra- 
che (Nr. 175-218) und eine lateinisch-deutsche Gemeinschaftsmesse 
(Nr. 219-227). Der zelebrierende Priester las jedoch still für sich vorne 
am Hochaltar auf Lateinisch die Messe. 
Einberufung eines Konzils 
Bereits ein Vierteljahr nach seiner Wahl zum Papst hat Johannes XXIII. 
am 25. Januar 1959 in der Abtei St. Paul vor den Mauern die Einberu- 
fung eines Konzils angekündigt, das als Zweites Vatikanisches Konzil in 
die Geschichte eingegangen ist. Einigen Prälaten, die ihn eines Tages 
bestürmten, warum er dieses sinnlose Konzil und die damit verbunde- 
nen Arbeiten, die ohnehin nichts brächten, auf sich nehmen wolle, habe 
er eine Zeit lang ruhig zugehört, dann sei er zum Fenster gegangen und 
habe es weit geöffnet: «Ecco, deswegen!» Nach Aussage seines Sekretärs 
Loris Capovilla handle es sich zwar um eine Legende, aber eine gute, 
denn eine Kirche, in der sich atmen lässt, entsprach seinem Kirchenbild. 
Unvergessen und bezeichnend für Johannes XXIII. blieb der von ihm 
schon in seiner Zeit als Patriarch von Venedig verwendete Ausdruck 
«aggiornamento»; wortwörtlich müsste man ihn etwa mit «Verheuti- 
gung» übersetzen. 
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