Einleitung
Europa statt, ziemlich genau ein Drittel allein in. der Schweiz." Mit
50 Abstimmungen sticht aber auch Liechtenstein hervor: 3,7 Prozent
aller direktdemokratischen Abstimmungen fanden in Liechtenstein
statt. In den meisten Regionen der Erde fristet die Direktdemokratie
hingegen ein eher kümmerliches Dasein. Nur Ozeanien/Australien
zeigt in Tabelle 5 noch Werte, die mit den europáischen Werten ver-
gleichbar sind.
Allerdings verflüchügt sich der Eindruck betreffend Ozeanien/
Australien, wenn die obligatorischen Volksabstimmungen ausgeklam-
mert werden (Tabelle 6). In Neuseeland und Australien, auf Guam, den
Marschall-Inseln, den Nórdlichen Marianen, den Cook-Inseln, Palau,
Amerikanisch-Samoa und den Fóderierten Staaten von Mikronesien fan-
den zahlreiche obligatorische Abstimmungen statt, meist aufgrund von
Verfassungsánderungen. Wenn nur die Initiativen und Referenden, also
die tatsáchlichen Bottom-up-Instrumente betrachtet werden — sozusa-
gen die Königsklasse der direktdemokratischen Instrumente —, bleibt
die direkte Demokratie weitgehend eine europäische Angelegenheit.
641 aller 704 Abstimmungen dieses Typus fanden zwischen 1945 und
2013 in Europa statt, 440 alleine in der Schweiz (62 Prozent), 50 in
Liechtenstein. Mit einem Anteil von 7,1 Prozent gehórt der Zwergstaat
Liechtenstein somit zu den Riesen im Bereich der direkten Demokratie.
Bemerkenswert ist auch die Entwicklung in Europa (ohne Schweiz und
Liechtenstein): Von vier Abstimmungen in der ersten Periode ist die
Zahl auf 218 Abstimmungen in der dritten Periode angestiegen. In
den betrachteten drei Perioden hat die Abstimmungshäufigkeit global
betrachtet ebenfalls stark zugenommen, von rund 4 pro Jahr in der ers-
ten auf rund 17 pro Jahr in der dritten Periode.
Tabelle 7 führt die 778 Volksabstimmungen in Europa zwischen
1945 und 2013 auf, wiederum zunächst inklusive obligatorischer Ab-
stimmungen und Abberufungen. Spitzenreiter ist die Schweiz mit
454 Abstimmungen, gefolgt von Italien (68) und Liechtenstein (51). Auf
77 Eine Zusammenstellung aller eidgenössischen Volksabstimmungen in der Schweiz
von 1848 bis 2007 bieten Linder, Bolliger und Rielle (2010).
78 Gemäss IDEA (2008, S. 73) nutzen nur die Schweiz, Liechtenstein, Italien und Uru-
guay die direktdemokratischen Instrumente häufig. Und weiter: «For their low
restriction profiles and long tradition, Liechtenstein and Switzerland are the most
famous cases.»
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