Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Direkte Demokratie weltweit und der Fall Liechtenstein 
attestieren auch Bühlmann und Kriesi: «The model for representative 
democracy constitutes the core of any model of democracy under con- 
temporary conditions.»72 
Dass Direktdemokratie nicht nur in überschaubaren Einheiten 
funktionieren kann, beweisen allerdings die Volksabstimmungen in 
zahlreichen Staaten. Aufgrund der neueren Entwicklungen in den Infor- 
mations- und Kommunikationstechnologien (Stichwort: Internet) wer- 
den die direktdemokratischen Prozesse ausserdem zunehmend erleich- 
tert. Ein Beispiel hierfür ist, dass die Unterschriftensammlung für eine 
Europäische Bürgerinitiative”? auf elektronischem Weg erfolgen kann. 
Auch Informationskampagnen und Abstimmungsverfahren lassen sich 
so gestalten, dass sie auch in grösseren Staaten kein Hindernis darstellen, 
ausser man assoziiert direkte Demokratie mit einer Bürgerversammlung 
wie bei den Landsgemeinden. Volksabstimmungen erfolgen aber selbst 
in der Schweiz selten in einer Landsgemeinde. Es ist also nur eine Frage 
des politischen Willens, ob ein politisches System rein repräsentative 
Organe vorsieht oder ein mehr oder weniger breites Repertoire an di- 
rektdemokratischen Instrumenten. 
Es ist an dieser Stelle allerdings auch hervorzuheben, dass direkte 
Demokratie in der wissenschaftlichen Literatur in der Regel nicht als 
höchste Stufe der Demokratie aufgefasst wird, sondern als eine der mög- 
lichen Varianten der Ausformung von Demokratie. Es gibt zahlreiche 
Versuche, die Staaten der Welt hinsichtlich ihres demokratischen Gehal- 
tes zu vergleichen. Als die bekanntesten können Freedom House, der 
Polity IV Index und der Democracy Barometer angesehen werden." 
Bochsler und Kriesi (2013) haben diese Demokratiemessungen zu ver- 
schiedenen Varianten der Demokratie in Beziehung gesetzt, welche in 
fünf Dimensionen unterschieden werden: Mehrheits- vs. Konsensdemo- 
kratien; fóderale vs. zentrale Modelle; liberale vs. illiberale Systeme; 
direkte vs. repräsentative Demokratien; inklusive vs. exklusive Partizi- 
pationsrechte. Es zeigt sich, dass die Demokratiequalitàt insbesondere 
72  Bühlmann und Kriesi 2013, S. 62. 
73 Zur Europäischen Bürgerinitiative (European Citizens’ Initiative, ECI) in der Ent- 
stehungsphase siehe Kaufmann 2012. Weblink zur betreffenden EU-Website: 
http://ec.europa.eu/citizens-initiative/public/welcome?lg=de. 
74 Bochsler und Kriesi 2013, S. 94. 
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