Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Praxis der direkten Demokratie 
schwindet, je höher die Intensität der Kampagne ist. Da das Regierungs- 
lager in der Regel über mehr Mittel verfügt, müsste eigentlich der gegen- 
teilige Effekt eintreten. Diesen Widerspruch erklärt Kriesi damit, dass 
die Intensität von Kampagnen höher ist, wenn ein enger Abstimmungs- 
ausgang erwartet wird. Dies löse einen Verstärkermechanismus aus, da 
die damit erhöhte Aufmerksamkeit die Kampagnenintensität aufseiten 
der Befürworter wie auch der Gegner weiter anfache.5? Demnach ist die 
Kampagnenintensität nicht unmittelbare Ursache des Abstimmungsaus- 
gangs, sondern eher ein Indikator für die erwartete Knappheit des Ab- 
stimmungsresultates. 
Zwischen der Richtungstendenz von Kampagnen und der Unter- 
stützung der Haltung der Regierung in Abstimmungen zeigt sich nach 
Kriesi lediglich bei den Referenden ein Zusammenhang, nicht aber bei 
den Initiativen. Und zwar zeigt sich eine schwache Korrelation zwischen 
behórdenunterstützender Kampagnenrichtung und Unterstützung der 
Behórdenposition in der Abstimmung.?* Dieser Zusammenhang ver- 
schwindet allerdings, wenn die Eliteformation in Form der Mitte- 
Rechts-Parteienkoalition als Kontrollvariable eingeführt wird. Entschei- 
dend für die Unterstützung der Behórdenposition erweist sich somit 
nach Kriesi weder die Intensitát einer Kampagne noch deren Richtung, 
sondern die Haltung der politischen Elite. Dabei ist bei den Initiativen 
in der Regel eine breite (Anti-)Koalition der politischen Elite vorhanden, 
sodass Initiativen in der Schweiz nur geringe Erfolgsaussichten haben. 
Bei den Referenden — obligatorischen wie auch fakultativen — erweist es 
sich als zentral, ob das Mitte-Rechts-Lager geschlossen oder gespalten 
auftritt. Ist es gespalten, kippt die Kampagnenrichtung gegen die Behör- 
den, sodass mit zunehmender Intensität der Kampagne auch die Chan- 
cen steigen, dass eine Vorlage abgelehnt wird. 
Um eine ähnliche Analyse in Liechtenstein durchzuführen, eignet 
sich die Methode mit der quantitativen und qualitativen Zählung von 
Inseraten nicht, da in Abstimmungskampagnen nur in Ausnahmefällen 
bezahlte Inserate aufgegeben werden. Die Medienlandschaft in Liech- 
tenstein ist, wie bereits ausgeführt, weitgehend auf zwei Tageszeitungen 
595  Kriesi 2007, S. 87f. 
596  Kriesi 2007, S. 89f. 
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