Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Praxis der direkten Demokratie 
Gegenvorschlag mit einer moderateren Erhöhung des Finanzausgleichs 
zugunsten der Gemeinden ein. Das Volk stimmte der Vorlage der Initi- 
anten mit 66,2 Prozent Ja-Stimmen zu, während die Landtags- bzw. 
FBP-Vorlage nur 29,6 Prozent Zustimmung fand.5*? 
1975 wurde in gleicher Gegnerschaft von FBP und VU neuerlich 
über den Finanzausgleich abgestimmt. Die FBP hatte mit ihrer Mehrheit 
im Landtag eine Reduktion des Finanzausgleichs zugunsten der Ge- 
meinden beschlossen, wahrend die VU dagegen opponierte. Das Land- 
tagsbegehren wurde mit 56,8 Prozent Nein-Stimmen deutlich verwor- 
fen, die finanzielle Lage der Gemeinden damit gestärkt. 
Das neue Steuergesetz aus dem Jahr 2010 (LGBI. 2010.340), wel- 
ches dasjenige aus dem Jahr 1961 ablöste, wurde dagegen im Landtag 
beschlossen, ohne dass der Landtag darüber eine Volksabstimmung an- 
ordnete und ohne dass dagegen ein Referendum ergriffen wurde. 
6.3.6 Bürgerrechte, Freiheitsrechte 
6.3.6.1 Pressegesetz 
1930 wurde über ein restriktives Pressegesetz abgestimmt. Die Vorge- 
schichte bestand darin, dass die oppositionelle Presse — die Liechtenstei- 
ner Nachrichten als Parteizeitung der Volkspartei — heftig gegen die 
Regierung polemisierte. Dies trug sich in einer Zeit des innenpolitischen 
Streits, massiver wirtschaftlicher Probleme und des aufkommenden Na- 
uonalsozialismus in Deutschland zu. Wegen einer parteipolitischen Aus- 
einandersetzung über die Mandatsdauer des Landtags nach vorgezoge- 
nen Neuwahlen war zudem die Christlich-soziale Volkspartei, die Vor- 
gángerpartei der VU, aus Protest aus dem Landtag ausgetreten, sodass 
nur noch die FBP im Landtag vertreten war. Die Volkspartei be- 
  
543 Die beiden Vorlagen wurden auf dem gleichen Stimmzettel zur Abstimmung ge- 
bracht, wobei man nur eine Vorlage bejahen durfte. Bei insgesamt 3296 gültigen 
Stimmzetteln erreichte die Initiativvorlage 2181 Ja-Stimmen, 1045 Nein-Stimmen 
und 70 leere Stimmabgaben, der Gegenvorschlag 974 Ja, 1956 Nein und 366 leere. 
Landesarchiv RF 304/72/18 III. 
544 LILA RE 1930/6965; B 95/39/1ff.; SgZg 1930/12. 
545 Geiger 1997, Bd. 1, S. 305—306. 
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