Öffentlichkeit hinwies. Frauen sollen aufgrund ihres „Wesens“ gemeinnützig, zur
Verbesserung der Gesellschaft und in sozialen Reformen tätig sein. Für Ryff, wie auch
„andere Vertreterinnen der frühen Frauenbewegung“ sollten „die geschlechterspezifischen
Fähigkeiten von Frauen, wie das Heilen, Pflegen und Erziehen‘“ ausserhalb des privaten
Rahmens eingesetzt werden und Frauen „ihre ‚wesensmässige Eignung‘ auch in der
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Öffentlichkeit zur Geltung bringen. Die frühe Frauenbewegung forderte im Zuge der
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Emanzipation, dass Frauen mit ihrer ,,sozialen Mütterlichkeit^ und der ,,Kultur der
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Persönlichkeit gegen die [mànnliche] Kultur der Sachen'* vorgehen. Denn sie seien auch
besser als Männer dazu geeignet, soziale Berufe auszuüben. Dies galt „als zentrale
«Bl Im Kanton
Legitimationsgrundlage ihres gesellschaftlichen und politischen Handelns.
Basel-Stadt waren ab 1910 Fürsorgeassistentinnen tätig, die mit ,weiblichen Fähigkeiten‘ den
Fürsorgern zur Seite standen.”“’ „Helfen, Heilen und Pflegen galten als typisch weibliche
Tätigkeiten, weshalb Frauen für soziale Aufgaben, wie die Fürsorgetätigkeit, als prädestiniert
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galten. Wie eine richtige Haushaltung geführt wurde und ordentlich gewirtschaftet wurde,
galt als Mittel zur Bewältigung von Armut.
RAMSAUER hat sich in ihrer Untersuchung zur Entstehung der schweizerischen
Jugendfürsorge unter anderem mit der Arbeit der Fürsorgerinnen im Kanton Zürich befasst.
Ihre Untersuchung ergab, dass die Fürsorgerinnen, trotz ihrer Stellung in der unteren
Hierarchiestufe innerhalb der Vormundschaftspolitik und gerade als Frauen, dennoch eine
zentrale Rolle spielten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann sich, gleichzeitig wie die
Bürokratisierung der Öffentlichen Sozialhilfe, die Sozialarbeit von Frauen zu
professionalisieren. Der Begriff „Profession“ schlug sich hier aber anders nieder, als im
traditionellen Gebrauch. Die Frauen durchliefen zwar eine Ausbildung, wurden jedoch gering
entlohnt und der Beruf durfte nur von Ledigen ausgeübt werden. Die ersten
Sozialarbeiterinnen errichteten einen neuen Bereich weiblicher Erwerbstätigkeit. Anders als
in Grossbritannien, wo sich die Pionierinnen der schweizerischen Sozialarbeit, wie bspw.
Mentona Moser, weiterbildeten, war in der Schweiz Sozialarbeit und Behörde eng
284
gekoppelt.” Durch ihre Inspektionsberichte hatten die Sozialarbeiterinnen grossen Einfluss
?? Matter, S. 50.
?? Matter S. 51.
31 Ebd.
?? Vg]. Sutter, Gaby: Von der Armenpflege zur Sozialhilfe. Methoden- und Funktionswandel der öffentlichen
Fürsorge im 20. Jahrhundert. In: Mooser, Josef; Wenger Simon (Hrsg.): Armut und Fürsorge 1n Basel.
Armutspolitik vom 13. Jahrhundert bis heute, Basel 2011.
?3 Ebd. S. 227.
284 Vgl. Ramsauer, Verwahrlost, S. 158-159, zu Mentona Moser vgl. S. 115 f.
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