! Die Kleinheit Liechtensteins hitte laut
der Beschlüsse der FSK gefällt wurden.”
WESTMEYER die Chance geboten, durch die eingesetzten Fürsorgekommissionen in den
Gemeinden vielschichtige Informationen über den Klienten zu erhalten. Dies habe die Arbeit
für die Sozialarbeiter wesentlich erleichtert. Die Neuerung im System liege am sozialen
Charakter und im Zwischenmenschlichen, da die bisherige Fürsorge als reine wirtschaftliche
Hilfe angesehen worden sei.” Eine Systemkritik ist aber in dieser frühen Phase der FSK-
Sitzungen. aufgekommen. Der Amtsleiter WESTMEYER, der selbst an allen Sitzungen
teilgenommen hat, machte in seiner kritischen Rede „Die Fürsorge hat versagt“ anlässlich
einer Tagung der FSK im Jahr 1969 auf Probleme des Fürsorgesystems aufmerksam. Er
stellte ernüchternd fest, dass oftmals gar keine Hilfe mehr dargeboten werden könne, da sie
nicht einmal gewollt werde. Die Probleme der Fürsorgekommissionsmitglieder spricht
WESTMEYER ebenfalls an und zeigt auf, dass sich einige der Mitglieder durch die Aufgabe
überfordert fühlten oder diese nicht gerne ausübten: „Wir wissen, dass Ihnen zunächst viel
zugemutet wurde. Aus der Gemeinschaft Ihres Dorfes heraus sollten Sie über die Schwächen
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und Fehler der anderen reden. Zudem Kritisierte er das System, vor allem die behórdliche
Gewalt und fragte „nach dem Grund unserer Machtlosigkeit, die uns immer wieder dazu
verleitet, den anderen die Autoritát des Amtes aufzuzwingen, oder die Entscheidung der
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Regierung herauszufordern. Es sei wichtig, vor allem Toleranz walten zu lassen. Dies sei
zwar eine ,unbequeme", aber dennoch erfolgversprechende Methode. Zudem müsse man
erkennen, ,,dass jede Gesellschaftsordnung Schwáchen ihres eigenen Systems in sich trágt,
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[dass man] sich mit ihnen auseinandersetzen muss, um sie dann endlich anzunehmen. Eine
von aussen aufgezwungene Ordnung könne keine förderliche sein. Es sei leicht zu sagen, dass
man alles versucht habe, die Bedürftigen aber nicht auf die Hilfe angesprochen hätten und
diese deshalb selber schuld seien. Bedenklich seien auch die modernen Entwicklungen, die in
Bezug auf traditionelle Sichtweisen, dass es „früher auch nicht anders war“, keinen Sinn
ergeben, da Liechtenstein nicht mehr ein Agrarstaat sei und die Verhältnisse nun anders seien.
Westmeyer forderte deshalb eine aktivere Seelsorge sowie eine Eltern- und
Familienberatungsstelle. Der Staat sollte erst eingreifen müssen, wenn es keine andere
Möglichkeit mehr gebe. Die Versorgungspraxis in …— Psychiatren = oder
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Arbeiterziehungsanstalten sollte ebenfalls hinterfragt werden." Es ist bemerkenswert, dass
31 Vgl. ebd. S. 3.
232 Vgl. Westmeyer, Organisation des Fürsorgewesens/Die Fürsorge hat versagt, S. 158.
233
Ebd. S. 160.
4 Ebd. S. 159.
25 Ebd.
?36 Vol. ebd. S. 159-161.
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