Volltext: Die Entwicklung der Jugendfürsorge in Liechtenstein von 1930-1970 mit besonderer Berücksichtigung der Sozialhilfe und der behördlichen Versorgung

! Die Kleinheit Liechtensteins hitte laut 
der Beschlüsse der FSK gefällt wurden.” 
WESTMEYER die Chance geboten, durch die eingesetzten Fürsorgekommissionen in den 
Gemeinden vielschichtige Informationen über den Klienten zu erhalten. Dies habe die Arbeit 
für die Sozialarbeiter wesentlich erleichtert. Die Neuerung im System liege am sozialen 
Charakter und im Zwischenmenschlichen, da die bisherige Fürsorge als reine wirtschaftliche 
Hilfe angesehen worden sei.” Eine Systemkritik ist aber in dieser frühen Phase der FSK- 
Sitzungen. aufgekommen. Der Amtsleiter WESTMEYER, der selbst an allen Sitzungen 
teilgenommen hat, machte in seiner kritischen Rede „Die Fürsorge hat versagt“ anlässlich 
einer Tagung der FSK im Jahr 1969 auf Probleme des Fürsorgesystems aufmerksam. Er 
stellte ernüchternd fest, dass oftmals gar keine Hilfe mehr dargeboten werden könne, da sie 
nicht einmal gewollt werde. Die Probleme der Fürsorgekommissionsmitglieder spricht 
WESTMEYER ebenfalls an und zeigt auf, dass sich einige der Mitglieder durch die Aufgabe 
überfordert fühlten oder diese nicht gerne ausübten: „Wir wissen, dass Ihnen zunächst viel 
zugemutet wurde. Aus der Gemeinschaft Ihres Dorfes heraus sollten Sie über die Schwächen 
«233 
und Fehler der anderen reden. Zudem Kritisierte er das System, vor allem die behórdliche 
Gewalt und fragte „nach dem Grund unserer Machtlosigkeit, die uns immer wieder dazu 
verleitet, den anderen die Autoritát des Amtes aufzuzwingen, oder die Entscheidung der 
«234 
Regierung herauszufordern. Es sei wichtig, vor allem Toleranz walten zu lassen. Dies sei 
zwar eine ,unbequeme", aber dennoch erfolgversprechende Methode. Zudem müsse man 
erkennen, ,,dass jede Gesellschaftsordnung Schwáchen ihres eigenen Systems in sich trágt, 
«235 
[dass man] sich mit ihnen auseinandersetzen muss, um sie dann endlich anzunehmen. Eine 
von aussen aufgezwungene Ordnung könne keine förderliche sein. Es sei leicht zu sagen, dass 
man alles versucht habe, die Bedürftigen aber nicht auf die Hilfe angesprochen hätten und 
diese deshalb selber schuld seien. Bedenklich seien auch die modernen Entwicklungen, die in 
Bezug auf traditionelle Sichtweisen, dass es „früher auch nicht anders war“, keinen Sinn 
ergeben, da Liechtenstein nicht mehr ein Agrarstaat sei und die Verhältnisse nun anders seien. 
Westmeyer forderte deshalb eine aktivere Seelsorge sowie eine  Eltern- und 
Familienberatungsstelle. Der Staat sollte erst eingreifen müssen, wenn es keine andere 
Möglichkeit mehr gebe. Die Versorgungspraxis in …— Psychiatren = oder 
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Arbeiterziehungsanstalten sollte ebenfalls hinterfragt werden." Es ist bemerkenswert, dass 
  
31 Vgl. ebd. S. 3. 
232 Vgl. Westmeyer, Organisation des Fürsorgewesens/Die Fürsorge hat versagt, S. 158. 
233 
Ebd. S. 160. 
4 Ebd. S. 159. 
25 Ebd. 
?36 Vol. ebd. S. 159-161. 
-45-
	        

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