Anlässlich der Lehrerkonferenz vom 11.12.1945 hielt LENZLINGER einen Vortrag zum Thema
„Jugendschutz und Jugendgerichtsbarkeit“. !°* Spannende Aussagen wurden aus den Fragen
des Vortragspublikums festgehalten, vor allem der Vorschlag des Pfarrers Schlatter, ob wegen
des Mangels an „mütterlicher Aufsicht“ durch die tägliche Fabrikarbeit der Mütter kein
Kinderhort eingerichtet werden könne. Zudem machte der Lehrer Egon Kranz auf die
„Gefahren der Erziehung Jugendlicher in Armenhäusern aufmerksam. Herr Regierungschef
erwiedert[sic!], dass er die Schaffung eines staatlichen Waisenhauses in Erwägung ziehe.“ !°
Die Quelle lässt Fragen offen, zwar liegt hier eine Aussage des Regierungschefs vor, jedoch
lassen sich in keinen Regierungsdokumenten weitere Informationen zu Gesetzesentwurf von
LENZLINGER und weiteren Vorstössen, bspw. für ein Waisenhaus oder Kinderhort, auffinden.
Die Quellenlage ist ebenfalls betreffend den weiteren Verlauf unklar, da der Entwurf nicht
einmal im Landtag behandelt wurde. Zumindest wird er als Grundlage für das
10% Der Grund fur die Nichtumsetzung des
Jugendwohlfahrtsgesetz von 1958 genannt.
Entwurfs ist daher leider unklar, da weder spezifische Akten noch Landtagsprotokolle
Aufschluss über diese Entscheidung geben. Der Bericht und Antrag an den hohen Landtag
von 1945/1946 hätte eventuell Klarheit gebracht, jedoch ist dieser nicht auffindbar.
Wahrscheinlich fehlte es, wie schon in den Entwürfen zuvor, an finanziellen Mitteln.
4.2 Das Jugendwohlfahrtsgesetz von 1958
Ein Jahrzehnt nach LENZLINGERS Arbeit verfasste der damalige Kantonsrichter Dr. Jur. Jakob
EUGSTER, unter anderem Präsident des liechtensteinischen Obergerichts, das
Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG). Dieses, auf dem Entwurf von LENZLINGER basierende,
Gesetz wurde 1958 genehmigt und ab 1959 umgesetzt. In einer Korrespondenz von März
1955 wendet sich der liechtensteinische Schulkommissar Meier an EUGSTER: ,|Ich freue mich
sehr, dass unser Jugendgesetz endlich in Angriff genommen wird und dass gerade Sie, Herr
Doktor, mit seiner Ausarbeitung betraut wurden. Sie kennen ja unsere Verháltnisse und
.. . . : 107
Bedürfnisse, wie kaum ein anderer.*
10 vgl. LLA V 8/575, Protokoll der Amtlichen Lehrerkonferenz vom 11.12.1945.
105
Ebd. S. 4.
V? Vel. folgendes Kapitel.
VU" LLA V 8/520, Jugendgesetz, Entwurf Dr. Eugster, Brief vom 24.03.1955 vom Schulkommissariat
Liechtenstein an Dr. Eugster (die Unterschrift ist abgeschnitten, es muss sich aber um Schulkommissar Rudolf
Meier handeln).
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