die Gesellschaften. Die Debatten blieben hier zurückhaltend und behielten eine eigene
Charakteristika.
Die Budget- und Rechnungsdebatten zeigen sehr eindrücklich den Umgang mit den
steigenden Einnahmen. Nach den ruhigen und konstanten Jahren der 50er, wuchs die
Besorgnis um das Ansteigen des Budgets und der Ausgaben zur Mitte der 60er. Der
Landtag reagierte und verlangte mehr Antworten, Informationen und Kontrolle. Man plante
vorsichtig, betonte stark die Einnahmen als ‚unsicher‘ und budgetierte in der Regel zu tief.
Die Ausgaben kanalisierte man in flexible Ausgaben wie das Bauwesen. Strassen und
Bauten waren prominent in den Sitzungen vertreten. Man kommunizierte vor allem zu den
Ausgaben. Die Zielsetzung blieb während der ganzen Jahren die ausgeglichene
Rechnung. Man hörte während den umstrittenen Sitzungen während der 70er Jahre, dass
der Ausgleich mit vielen Rückstellungen und Abschreibungen erreicht wurde. Man
neutralisierte also die hohen Einnahmen auch in der Buchhaltung und nicht nur rhetorisch.
Dies änderte sich nach der Auseinandersetzung um den Finanzausgleich. Die
Vaterländische Union als Opposition stellte die hohen Einnahmen des Landes in den
Vordergrund im Zuge der Argumentation um den Finanzausgleich. Nach den Siegen in der
Volksabstimmung und den Wahlen bleib man dabei. Mit zunehmenden finanziellen Erfolg
des Landes schien in den 70er Jahren auch die VU wieder zurückhaltender zu werden.
Die Werkzeuge der Diskursanalyse haben unterschiedliche Beiträge geleistet. Die
Markierung und Individualisierung der einzelnen Diskurse im Landtag glückte. Die Analyse
erfolgte anhand der Auseinandersetzungen der Parteien in Zusammenhang mit
unterschiedlichen Redeordnungen und der inhaltlichen Einschätzung bestimmter
Aussagen und Themen. Spezifische Inhaltsmuster, wie zum Beispiel beim PGR, wurden
ersichtlich. Die Verbindung der Budgetdiskussion zu anderen Debatten konnte man
nachvollziehen. Umstrittene Themen und Auffassungen, wie zum Beispiel die finanzielle
Situation Liechtensteins, bildeten Knotenpunkte der Analyse. Die Rolle bestimmter
Vertreter der Regierung oder des Landtags wurden teilweise herausgearbeitet.
Viele Ebenen der Diskurstheorie konnte diese Arbeit nicht einarbeiten. Der Einfluss der
Geschäftsordnung wurde nur am Rande thematisiert. Die Verhandlungen in den
Kommissionen und deren Verhältnis zum Parlament, Regierung und zu den Parteien
konnte man nur einseitig von den Landtagsprotokollen aus ins Auge fassen. Zu den
Inhalten der nicht-öffentlichen Sitzungen erheischte man einen kurzen Blick. Inwiefern die
Motivenberichte die Diskussionen beeinflussten, sieht man in den Quellen nicht. Die Vor-
und Zusammenarbeit in der Regierung und auch die Vernehmlassungen, welche viele
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