an. Sein Gegner war wieder Peter Marxer. Als Lösung kristallisierte sich der geforderte
Finanzplan heraus.
Ein Jahr später bereits verbesserten sich die Finanzen weiter. Die Parteien verhandelten
weiterhin die Einschätzung der Lage, die Finanzpolitik und die Rechnungspraxis. Dazu
kam die Sorge um die öffentliche Wahrnehmung der Debatte. Herbert Kindles Äusserung,
externe Experten heranzuziehen, klang wie eine Drohung. Mit der Debatte schien man an
die Grenze gekommen zu sein, inwiefern man über den Reichtum des Landes reden darf.
Im nächsten Jahr, mit einer weiteren positiven Entwicklung im Haushalt, schien man der
Sorge Kindles über die Darstellung der hohen Einnahmen vermehrt zu teilen. Die
Rechnung und die Finanzpolitik blieben aber umstritten.
Die Wahlen von 1974 brachte die Fortschrittliche Bürgerpartei als Mehrheit hervor. Die
FBP hielt ihre kritische Haltung gegenüber dem Haushalt bei und schien abgeneigt,
umstrittene Themen mit der Opposition zu vertiefen. Peter Marxer betonte wieder die
Ausgabenseite und Herbert Kindle die Einnahmen. Er thematisierte auch den
vergangenen Diskurs, den er mit dem Begriff Finanzdramatik zusammenfasste und
ablehnte. Kindle thematisierte auch im folgenden Jahr wieder die Einnahmen des Landes
und nutzte sie für die Opposition. Die FBP schien sich aus dieser Debatte zurückzuziehen.
Erwiderungen blieben aus. Der Verzicht des Regierungschefs, am Anfang zu referieren
überraschte zusätzlich. Die neue Sprechordnung behielt der Landtag in den folgenden
Jahren bei.
Die FBP hielt sich weiter mit der Kritik an der VU zurück und lobte vermehrt die Arbeit der
eigenen Regierung, auch durch den zusätzlichen Bericht der Regierung, der dem
Rechenschaftsbericht beigefügt und an alle Haushalte versendet wurde. Die finanzielle
Entwicklung beurteilte man durchwegs positiv. Die Kritiken der VU wandelten sich. Man
verwies vermehrt auf Widersprüche in der Argumentation zu früher und betonte die
Unredlichkeit der Mehrheit. Der zusätzliche Bericht der Regierung wurde umstritten. Er bot
mehr Raum für die eigene Darstellung. Auch die Änderung des Rechnungssystems wurde
je nach Situation moniert. Die Opposition blieb aktiv.
Der Mehrheitswechsel 1978 entfachte keine weitere Streitigkeiten. Das positive Ergebnis
der Rechnungen schien alle Kritik wegzuwaschen. Die VU referenzierte ein paar Mal auf
vergangene Tage, als die FBP die finanzielle Situation vorsichtig und pessimistisch
beurteilte. Die VU schien mit ihrem Optimismus recht behalten zu haben. 1978 nahm
sogar eine Schulklasse an der Rechnungsdebatte teil. Dies und das Fehlen von Herbert
Kindle in der neuen Legislaturperiode markierten ein vorläufiges Ende in den
Auseinandersetzungen zwischen den Parteien Liechtensteins über den Staatshaushalt.
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