Die Lesung verlief geordnet. Das Schulwesen und der Zivilschutz bildeten die grössten
Abschnitte der Sitzung. Die Abstimmung war einhellig.>33
8.2.4 Fazit
Das Parlament behandelte die Rechnungen während den 50er Jahren stiefmütterlich.
Zentral war der Bericht der Revisionsstelle, den die Geschäftsprüfungskommission
heranzog und kontrollierte. Erst in den 60er Jahren und mit dem starken Ansteigen des
Budgets sorgte man sich vermehrt um die finanzielle Kontrolle. Während die Parteien zu
Beginn der 60er sehr einvernehmlich die aufgeworfenen Fragen angingen, zeichnete sich
in der Mitte des Jahrzehnts ein Wandel ab. Die Kritik, vor allem durch Otto Schädler und
der VU, wurde lauter. Das Verhältnis zwischen Kommission, Revisionsstelle und
Regierung stellte man in Frage. Man zweifelte an der Leistungsfähigkeit der Kommission
und wünschte mehr und bessere Informationen. Der Landtag und die Regierung
reagierten. Die Berichte wurden überarbeitet, die Abgeordneten forderten vermehrt
Auskunft von der Regierung und man referierte über die finanzielle Situation des Landes.
Zudem wünschte man eine neue Geschäftsordnung. Man verhandelte den Diskurs neu.
Die Lösung der Probleme übertrug man zwei Vertretern beider Parteien: Peter Marxer und
Ivo Beck.
Ähnlich wie bei den Budgetdebatten zeichnete sich 1969 auch bei den Rechnungen ein
Bruch ab. Die VU lehnte mit dem Verlassen des Landtagsaales in der in der Mitte des
Jahres das Vorgehen der FBP ab. Die Spielräume wurden enger. In der Sitzung Ende des
Jahres äusserte man Unmut über die Darstellung der FBP über die finanzielle Lage des
Landes, mit der man gegen die Vorschläge der VU argumentierte.
1970 verhandelte man die Rechnung noch zurückhaltend. Die Rechnung war das
Ergebnis des Vorjahres und gab nur bedingt über die Leistung der neuen Regierung
Aufschluss. Vermutlich waren auch die mangelnde Erfahrung der Regierung und die neue
Geschäftsordnung Ursache für die kurze Debatte.
1971 änderte sich die Situation markant. Der Regierungschef musste einen Fehlbetrag
rechtfertigen. Die Einschätzung der finanziellen Situation Liechtensteins wurde umstritten -
dazu gehörte auch die Art und Weise zu budgetieren und abzurechnen. Die
Auseinandersetzung um die Finanzpolitik begann man auch hier zu führen. Dazu kam der
vergangene Kampf um den Finanzausgleich und Missverständnisse in der
Geschäftsprüfungskommission. Vor allem Herbert Kindle führte die Auseinandersetzungen
533 Ltp vom 8.7.80, S. 266-290.
194