Volltext: Reden über das Geld

ausserordentlichen Rechnung zu zwei Dritteln aus der ordentlichen Rechnung bezahlt 
werden konnten. 
Peter Marxer kritisierte diesen Umstand und redete auch klar von einem Defizit. Trotz der 
Kritik von Herbert Kindle des letzten Jahres stellte er die ausserordentlichen Ausgaben 
gegenüber den ordentlichen Einnahmen. Seine Darstellung betonte auch stark das Sinken 
der finanziellen Reserven des Landes. Er verwies auch wieder auf das Zurückrudern der 
VU beim Finanzausgleich und monierte dazu die positive Darstellung des Defizits der 
Regierung. Herbert Kindle erwiderte und argumentierte mit Fachwissen. Er monierte 
neben der Aufweichung der Trennung von ausserordentlichen und ordentlichen Budget 
auch auf das Ignorieren des Vermögenszuwachses, und verwies auf die Praxis in der 
Schweiz. Er verteidigte die Verwendung der Reserven, reklamierte, dass auch die VU am 
Aufbau der Reserven beteiligt gewesen war und lehnte die Kritik am Finanzausgleich kurz 
ab. 
Das Votum von Ernst Büchel stellte die Frage nach der Finanzierung des aktuellen und 
vergangenen Defizits. Er betonte damit den negativen Aspekt der Rechnung, wie es Franz 
Beck nach ihm formulierte: „Die Kernfrage lautet: Eine gesunde Finanzlage, wie es der 
Regierungschef in seinen Einführungen erklärt hat, oder eine schlechte Finanzlage, wie es 
die beiden Abgeordneten Dr. Peter Marxer und Dr. Ernst Büchel im Zusammenhang mit 
der Finanzierung aufgeworfen haben.“49 Beck stärkte die Position des Regierungschefs, 
verwies auf die beiden Positionen zwischen ‚Schönfärberei‘ und ‚Schwarzmalerei‘, und 
verlangte nach internationalen Massstäben bei der Beurteilung der Sache. Sein Vergleich 
mit dem Ausland markierte einerseits den Ausgabenwachstum als allgemeinen, externen 
und unbeeinflussbaren Trend und andererseits die gute Lage des Fürstentums. Mit Blick 
auf das Defizit verwies er auf den Bau des Gymnasiums und Ausgaben für die Post. 
Herbert Kindles Plädoyer war ungewöhnlich kurz. Er sorgte sich in erster Linie um die 
Wahrnehmung des Diskurses. Zur unterschiedlichen Darstellung der Situation sagte er: 
„Meine Herren, ich mache Sie darauf aufmerksam: es liesse sich sehr rasch klären durch wirklich 
kompetente Leute aus dem Ausland, z.B. von der Hochschule St. Gallen, ob Ihre Version 
zweckpessimistisch oder unsere Version Zweckoptimistisch sei. Aber ich warne Sie davor. Wir werden dann 
nämlich gezwungen sein, unsern relativen Wohlstand und unser relatives Wohlergehen die grosse Glocke zu 
hängen, und wir werden dafür bezahlen. “494 
493 | tp vom 27.9.72, S. 272. 
%4 |tp vom 27.9.72, S. 274. 
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