ähnliche Befunde. Man müsse auch die Gesamtsumme mit Abschreibungen betrachten
um vergleichen zu können. Seine Ausführungen betonten also eine normale Entwicklung
der Finanzen.
Die Stellungnahme von Anton Gerner (FBP) danach offenbarte ein weiteres Problem. Er
kritisierte als Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission und als Mitglied
der ‚Minderheitspartei‘, dass man einen Entwurf des Protokolls der Kommission verschickt
habe, ohne seine Zustimmung, weil man die Auskunft bekommen habe, er sei in den
Ferien. Er bezweifelte die Korrektheit des Berichtes der Kommission, da er nur von zwei
Mitgliedern getragen werde. Er räumte ein, dass er als Vertreter der Minderheit sowieso
überstimmt worden wäre mit seinen Vorschlägen. Er stellte die Zusammenarbeit und das
Vertrauen in Frage. Herbert Kindle, der ebenfalls in der Kommission amtete, räumte ein,
einen formalen Fehler begangen zu haben, lehnte ansonsten die Kritik ab.
Auch Georg Malin (FBP) äusserte sich kritisch und verwies auch auf die problematischen
Darstellungen der verschiedenen Vertreter:
„Den Zahlen wird nachgesagt, dass sie sehr klar seien. Wenn man den bisherigen Verlauf der Debatte
verfolgt - auch die Kontroverse zwischen Dr. Marxer und dem Abg. Herbert Kindle -, hat man den Eindruck,
dass nichts so unklar ist wie eine Zahl.“487
Die Diskussion verschob sich teils auf den Finanzausgleich, der einerseits verteidigt und
andererseits kritisiert wurde, dann wieder zurück auf den Gymnasiumbau, dessen
Spatenstich in der Legislaturperiode der VU begonnen hatte. Technische Fragen zum
Budget, wie die Abschreibungsquote oder die Deckung des Defizits aus Reserven,
Krediten und der laufenden Rechnung stellte man immer wieder zur Diskussion. Ein
weiteres Problem waren die Nachtragskredite. Die Regierung hatte Kredite ohne die
Zustimmung des Landtages aufgenommen. Man wünschte eine Regelung dazu zu finden.
Die Situation um die Finanzen des Landes verwirrten und Herbert Kindle (VU) versuchte
Klarheit zu schaffen. Er sprach von einer „babylonischen Begriffsverwirrung“488 bei den
Finanzen. Sein Vergleich relativierte die Einschätzung der FBP zur finanziellen Situation
des Landes und die Kritik an der Deckungspolitik der VU:
„Ein Bürger baut ein Haus; er darf für dieses Haus nicht einmal Sparbücher verwenden; er darf für dieses
Haus nicht einmal Kredite in Anspruch nehmen. Nein. Er müsste nach unserer finanzpolitischen Auffassung -
487 | tp vom 23.9.71, S. 341.
488 | tp vom 23.9.71, S. 345.
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