Die Lesung blieb überschaubar. Unter Artikel 25 kritisierte Ernst Büchel weitere
Kompetenzen für die Steuerverwaltung gegenüber der Landessteuerkommission, als auch
gegenüber den Gemeindesteuerkommissionen bei strafrechtlichen Angelegenheiten. Das
Thema war entsprechend komplex und für die Steuerdebatte aussergewöhnlich. Ernst
Büchel war einer der wenigen, der die Regierung der eigenen Partei kritisierte. Andere
Parlamentarier schwiegen dazu. Kürzere Kommentare von Herbert Kindle wurden ebenso
kurz erwidert. Unter Artikel 88 sprach sich Büchel gegen eine Erhöhung der Couponsteuer
aus: es passe nicht in das liechtensteinische System, wo Vermögenserträge nicht
besteuert werden und erschwere den Ausländern das Gründen einer Aktiengesellschaft
gegenüber einer Anstalt. Parlament und Regierung schwiegen dazu. Eine Diskussion zur
Motorsteuer unter Artikel 117 bis 121 fand kaum statt. Noldi Frommelt von der FBP
plädierte für eine gemässigtere Anhebung von 20 Prozent anstatt 40. Ernst Büchel
monierte eine Formulierung bei der Besteuerung von Landwirtschaftsfahrzeugen. Kieber
erklärte dazu die Erhöhung der Steuer für die Händlerschilde um Missbräuche zu
verhindern und nahm ansonsten die Anregungen und Meinungen entgegen. Unklarheit
bestand bei der Steuerbefreiung von Fahrzeugen, die teilweise im Öffentlichen Dienst
standen. Kieber gestand ein, dass man nicht alle Fälle berücksichtigen konnte und
schwieg danach zu weiteren Fragen.
Das Thema der Rückwirkung in 82 wurde von Herbert Kindle aufgenommen; Kindle
verwies auf die Bedenken Ritters um die Rechtsstaatlichkeit, berücksichtigte aber auch die
mehrjährige Praxis der Rückwirkung. Er votierte zurückhaltend, mit Blick auf die positive
Finanzsituation des Landes, für einen Verzicht. Eine Antwort blieb aus. Peter Marxer (FBP)
stellte Antrag die Vorlage der Finanzkommission zu übergeben, damit diese dem
Parlament Anträge stelle. Das Parlament stimmte zu.330
Die zweite Lesung
Die zweite Lesung einen Monat später schlug eine überraschende Wendung ein.
Landtagspräsident Gerard Batliner machte in seiner Einleitung auf die Arbeit der
Kommission, der Mitarbeit von Experten und Regierungsvertreter aufmerksam und
verwies auf die Neueinschätzung nach der Abstimmung in der Schweiz zur
Warenumsatzsteuer. Herbert Kindle hielt danach eine längere Rede, worin er sich für die
Ablehnung der Vorlage aussprach. Seine Ansprache thematisierte zuerst den plötzlichen
Meinungswandel innerhalb der Kommission. Er begründete seine Ablehnung damit, dass
390 | tp vom 13/14.11.74, S. 6163-625.
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