von Experte 8 zudem zu einem Stillstand im Unternehmen führen. Zu Beginn erwartet er sehr viel
ungenutzte oder falsch genutzte Zeit mit vielen politischen Debatten. Neues würde grundsätzlich
immer, von einigen Seiten, kritisiert. Sofern bereits vor der Implementierung die richtigen Mitarbei-
tenden von der Idee nicht überzeugt werden können, werde allenfalls sogar die Opposition wieder
überhandnehmen. Solange diese Stimmen nicht eingedämmt werden können, sei es sehr schwierig
das Modell komplett umzustellen (Interview 8). Eine mögliche Implementierung müsste minutiös ge-
plant werden, um nicht daran zu scheitern und Jahre in dieser Phase zu verbringen. Auch eine strikte
Führung und Begleitung des neuen Prozesses sei unausweichlich, ansonsten sei die Gefahr zu
gross wieder in alte Muster zu verfallen. Wie das funktionieren soll ganz ohne Hierarchie, ist für
Experte 5 schwer vorstellbar (Interview 5).
Möchte die Führung einen solchen radikalen Umbruch durchführen, braucht sie sehr starke Schul-
tern und Überzeugungskraft (Interview 3). Zudem geht es einher mit einem Gesichtsverlust für bis-
herige hierarchische Positionen (Interview 5). Daraus folgt das nächste Thema die Verteilung der
Macht.
Verteilung der Autorität
Die Implementierung der Holakratie führt unweigerlich dazu, dass bestehende Führungskräfte ihre
Autorität abgeben müssen und birgt dadurch gewisses Spannungspotential.
Die Experten sind sich einig, dass die Verteilung der Autorität zu grossen Problemen führen kann.
Es sei anzunehmen, dass die Mehrheit der Führungskräfte ihre Macht nicht gerne abgeben werden
(Interview 1-8). Für Experte 2 liegt das Problem nicht nur am Verlust der Autorität, Macht und Pres-
tige, sondern vielmehr sieht er daraus weitere Implikationen. Durch den Verlust der Autorität werde
auch das Aufgabengebiet kleiner. Demzufolge können höhere Löhne, von welchen Führungskräfte
aktuell profitieren, nicht mehr gerechtfertigt werden. Dies ist für die Betroffenen nicht einfach zu
akzeptieren (Interview 2). Insgesamt wurde die Lohnanpassung von fünf der acht Interviewpartner
als grosse Herausforderung erwähnt (Interview 1-4, & 8).
Auch der Imageverlust sei nicht zu unterschätzen. In der heutigen Zeit definieren sich viele Personen
mit ihrer Führungstätigkeit. Mit der Wegnahme der Autorität fühle man sich degradiert, was gegebe-
nenfalls Auswirkungen auf die Motivation haben könne (Interview 3). Diese Aussage wird ebenfalls
von Experte 5 aufgegriffen. Allerdings sieht er das Problem eher bei schwächeren Führungsperso-
nen bei welchen die Degradierung zu enorm viel Unsicherheit führen würde. Personen welche heute
schon Führungsverantwortung wahrnehmen, sich aber nicht aufgrund ihrer Hierarchiestufe definie-
ren, werden im neuen Modell keine Probleme sehen. Für Experte 5 ist allerdings klar, dass dies nur
eine Minderheit sein wird (Interview 5). Das sich keine Führungsperson gerne zwei Stufen
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