Volltext: Holakratie in der Finanzbranche - eine Studie der Anwendbarkeit des agilen Organisationsmodells im Bankenvertrieb

das Modell umzustellen, sehen die Experten aktuell als unmöglich. Dies wiederspricht der Analyse 
von Laloux (2015), welcher einer evolutionären Organisation nur dann Chancen einräumt, wenn 
diese ganzheitlich über die ganze Organisation zur Anwendung kommt (vgl. 3.2). Auch hier stimmen 
die Experten den Ausführungen von Bernstein et al (2016) zu, welche es insbesondere für grosse 
Unternehmen als nützlich erachten einzelne Elemente umzusetzen (vgl. 3.2). 
Aufgrund der vielen Regulatoren würden sich die Freiheiten nie im gleichen Masse auswirken. Auch 
die hierarchielose Struktur wird eher skeptisch betrachtet, da der grundlegende Zusammenhalt einer 
Organisation nicht mehr gesichert werden kann. 
Der Bedarf an Agilitat ist bei den Führungskráften sicherlich angekommen. Wenn es um die Umset- 
zung geht, sind insbesondere Gedanken vorhanden noch mehr Verantwortung an die Vertriebsleute 
abzugeben. Darauf kónnte sich natürlich die Frage stellen, warum bis anhin erst wenige Massnah- 
men umgesetzt wurden. Die Verantwortung zu übergeben scheint auf den ersten Blick keine grosse 
Herausforderung. 
6.4 Implementierung 
Unabhängig davon ob sich ein Experte die Holakratie im eigenen Unternehmen vorstellen kann, 
wurde er zu einer móglichen und angenommenen Implementierung des Modells befragt. Was würde 
geschehen, wenn von heute auf morgen keine Hierarchiestufen mehr vorhanden sind? Wie werden 
die aktuellen Kompetenzen der Mitarbeitenden eingeschátzt? Was kónnten die Schwierigkeiten ei- 
ner Implementierung sein? Inwieweit spielt die Verteilung der Macht eine Rolle? und welchen Ein- 
fluss kann der Generationenwechsel auf die weitere Organisationsentwicklung haben? 
Arbeiten ohne Chef 
Sollten von heute auf morgen keine Chefs mehr vorhanden sein, erwarten sechs der acht Experten 
keine Veränderung im Tagesgescháft. Ohne grosses Chaos würde es weiterlaufen wie bis anhin 
(Interview 1,2,4,6 & 8). Die Experten 1 und 4 vermuten, dass die Motivation der Mitarbeitenden lei- 
den würde. Eine Führungskraft in der heutigen Zeit sei dazu da, die Mitarbeitenden zu motivieren, 
ihnen Wertschatzung entgegenzubringen und Ziele zu setzen. Diese Themen sind Menschen wich- 
tig und wie das ohne Chefs móglich sei, müsste man sich noch überlegen (Interview 1 & 4). 
Der Effekt hat gemàss vier Experten nur kurzfristig eine Wirkung. Nach einer Findungsphase würde 
die Unsicherheit wohl steigern und man würde wieder eine informelle Struktur bilden. Dies wird als 
Risiko angesehen: ,Es würde eine lange Findungsphase geben, wo informelle Sachen dann wieder 
zum Vorschein kommen würden. Ich denke das wäre nicht nur gut. Es könnte dann passieren — wer 
lauter ist, der hat recht. D.h. wenn sich jemand gut präsentieren kann und gut plaudern kann, dann 
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