gefüge zusammengehalten werden könne ohne jegliche Hierarchien (Interview 6). Experte 4 greift
die Thematik ebenfalls auf und stellt in Frage wie ein solches Konstrukt überhaupt zusammengehal-
ten werden kann. Begründet dies allerdings auf die fehlenden Reporting Lines und Strukturen (In-
terview 4).
Zu guter Letzt wird auch der Faktor Regulator von der Hälfte der Experten als Herausforderung
gesehen. Die Finanzbranche sei mittlerweile eine der meist regulierten Branchen, was besonderer
Achtsamkeit bei der Geschäftstätigkeit mit sich bringt. Gemäss Experte 2 soll dies allerdings nicht
eine Ausrede sein, da andere Branchen genauso von Regulierungen betroffen sind wie die Finanz-
branche. Natürlich müsse man lernen damit umzugehen, aber das sollte möglich sein. Dennoch
sieht er die Problematik darin, dass die Verantwortung bei Schäden, am Ende des Tages auf die
Organe der Unternehmung übertragen wird. Bekanntlich sind die Risikosummen in der Finanzbran-
che, ja für die ganze Wirtschaft nicht unerheblich. Somit sei es rein menschlich, wenn Organe zu
einem gewissen Grad Einfluss nehmen möchten auf die Geschäftstätigkeit. Bereits das Eingehen
einer kritischen Kundenbeziehung könne negative Folgen mit sich bringen. Aufgrund dieser Haf-
tungsoptik braucht es viel Überzeugung, dass Organe ihre Entscheidungsfähigkeit an die Organisa-
tion abgeben (Interview 2).
Für Experte 4 stellt sich zudem die Frage wie die Finanzmarktaufsicht (FINMA) reagieren würde,
wenn sie offiziell ein Modell wie das der Holakratie vermelden würden. Bei einem Umbau der Kon-
zernstruktur sei die FINMA zwingend zu kontaktieren und für die FINMA sei klar, sie brauchen kon-
krete Ansprechpersonen, welche die Verantwortung zu gewissen Themen übernehmen. Dabei sei
es ihnen egal, wie die Organisation der Bank aufgestellt ist (Interview 4). Auch für Experte 7 liegt
das Problem darin, dass seitens FINMA konkrete Ansprechpersonen gefordert werden. „Weil irgend-
wann wird die FINMA wissen wollen, wer steht dafür? Ist es der Datenschutzbeauftragte, Risk-Be-
auftragte, es gilt diese Personen persönlich zu nominieren, diese müssen aber dann auch dafür
einstehen. Ich glaube da braucht es eine klare Verantwortungslinie. Und dies wiederspricht so ein
wenig diesem Kunstmodell, wir lassen alle mal mit ihren Rollen aufeinander los und es gibt zwar
schon eine gewisse Ordnung, aber ob die ausreicht kann ich nicht beurteilen.“ (Interview 7, Abs. 12).
Kompetenzanforderungen an die Mitarbeitenden
Der Faktor Mensch wurde als die grosse Herausforderung angesehen, um eine erfolgreiche Anwen-
dung des Organisationsmodelles Holakratie zu ermöglich. Diesbezüglich interessiert es natürlich,
welche Kompetenzen aus Sicht der Experten für die Einführung eines solchen Modells erwartet wer-
den können.
56