Volltext: Holakratie in der Finanzbranche - eine Studie der Anwendbarkeit des agilen Organisationsmodells im Bankenvertrieb

Herausforderungen Anzahl Nennungen 
Faktor Mensch 7 
Faktor Komplexität 5 
Faktor Organisationsgefüge 4 
Faktor Regulator 4 
Tab. 5: Herausforderungen der Holakratie 
Quelle: eigene Darstellung auf Basis der Interviews 1-8 
In sieben der acht Interviews wurde als grosse aber auch zentrale Herausforderung des Organisati- 
onsmodells Holakratie der Faktor Mensch identifiziert. Die Holakratie geht davon aus, dass sämtli- 
che Menschen diese Verantwortung, Selbstbestimmung und Freiheiten wünschen, doch genau die- 
sem Punkt wiederspricht die Mehrheit der Experten. Für Experte 1 ist ganz klar: „...man darf nicht 
vergessen, dass es immer noch die Mehrheit ist, glaube ich persönlich, welche einen strukturierten 
Arbeitsalltag sucht. Und welche die Verantwortung nicht unbedingt gerne bei sich sehen.“ (Interview 
1, Absatz 16). Mit der Verantwortungsübertragung ändert sich die Rolle des Mitarbeitenden und ob 
dann jeder bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen ohne eine zusätzliche Entschädigung zu 
erhalten, bezweifle er stark. Auch sei es wohl eher unwahrscheinlich, dass man genau diese Perso- 
nen findet, damit ein Vertrieb nach diesem Modell funktionieren kann (Interview 1). 
Ebenso aus arbeitspsychologischer Sicht, sieht Experte 1 viele Schwierigkeiten im System der 
Holakratie. Die Mehrheit der Menschen benötige und wünsche einen strukturierten Arbeitsablauf, da 
man sich seit der Kindheit nichts anderes gewöhnt sei. Mit dem Gedanken der Holakratie stelle man 
Menschen vor ganz neue Gegebenheiten und wenn es nach Experte 1 geht, würden nur 20% auf 
anhin damit klar kommen (Interview 1). Diesen Aussagen stimmt Experte 2 zu. Das Mitarbeitende 
selber studieren, mehr Ownership übernehmen und sich trauen mehr selbst zu entscheiden wäre 
sehr positiv. Die Leute dorthin zu entwickeln sei allerdings äusserst schwierig. „Weil oft muss man 
sagen in hierarchischem System gebe ich gewisse Freiheiten um zu entscheiden, welche aber auch 
nicht wahrgenommen werden. Leute laufen bei mir ins Büro und ich muss ihnen sagen, entscheide 
das doch selbst.“ (Interview 2, Absatz 64). Es scheine eine gewisse Bequemlichkeit zu sein, Ent- 
scheidungen nicht selbst treffen zu müssen (Interview 2). Auch die grundlegende Annahme, dass 
alle Mitarbeitenden in verschiedene Themen einbezogen werden und selbst entscheiden wollen, 
erachtet Interviewpartner 3 als nicht korrekt. Die meisten wünschen dies gar nicht, so möchten Hy- 
pothekarberater beispielsweise einfach Hypotheken an den Mann bringen, ohne weitere Verantwort- 
lichkeiten wahrzunehmen (Interview 3). Auch für Experte 7 ist der Faktor Mensch entscheidend, aber 
auch wenn es nach ihm geht, sind nicht alle Menschen für dieses System gemacht. Er sei davon 
überzeugt, dass das Modell wohl sogar bereits unbewusst in gewissen Unternehmen funktioniere, 
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