Grundgedanke der Holakratie
Der Grundgedanke der Holakratie überzeugt die Experten. Sämtliche acht Interviewpartner konnten
positives am Gedankengut des Modells von Brian J. Robertson identifizieren. Dies soll aber nicht
davon ablenken, dass durchaus auch einige Fragen im Raum stehen.
Interviewpartner 1 und 2 sind sich bezüglich den positiven Aspekten einig. Der Grundgedanke wird
als spannend, ja gar faszinierend bezeichnet. „Es ist eine Idee die kreativen Abteilungen zugute-
kommt. Die Hierarchie ist eigentlich für die Menschen eine einfache Geschichte. Sie bekommen
einen Auftrag und können diesen ausführen. Sie müssen wenig denken. Und wenn ich in eine Welt
eintauche wo ich darauf angewiesen bin, dass die Leute denken, mithelfen, mitentscheiden und
innovativ sind, dann glaube ich, ist die Holakratie geeignet um dies zu unterstützen.“ (Interview 2,
Abs. 21). Experte 1 sieht es zudem nicht verwunderlich, dass gerade bei Startups dieses Modell
sehr starken Anklang finde. Für beide Experten ist klar, wenn du die richtigen Leute an Bord hast,
könne die Holakratie erfolgreich funktionieren. Zugleich haben sie allerdings bedenken, ob das Mo-
dell in der Finanzbranche, bei etablierten Unternehmen, zielversprechend sei (Interview 1 & 2). Ahn-
lich sieht das Experte 3, welcher in seiner Aussage auch seine Skepsis mit der Umsetzbarkeit aus-
drückt: „Der Grundgedanken ist schön. Ist ähnlich wie beim Kommunismus, man kann nichts dage-
gen haben. Die Umsetzung erachte ich als relativ schwierig und die Praxistauglichkeit müsste mich
zuerst noch überzeugen.“ (Interview 3, Abs. 28).
Die Aufteilung in Circles erachtet insbesondere Experte 4 als besonders charmant. Der Kern stellt
somit eine Leistung dar, daher werde am Ende des Tages von einer Leistung und nicht von einer
Struktur gesprochen. Die Idee der Holakratie empfindet der Experte als gut und glaubt daran, dass
diese funktionieren kann. Die Frage sei allerdings immer wo die Anwendung stattfindet, in welcher
Branche mit welcher Komplexität. „Der Grundgedanke dahinter, hohe Eigenständigkeit, hohe Ver-
antwortlichkeit ist super und nicht neu. Es basiert auf einem Prozess. Ist ein cooler Ansatz.“ (Inter-
view 4, Abs. 86). Mit dieser Ansicht ist er nicht alleine, auch Experte 5 äussert sich insbesondere
bezüglich der hohen Eigenverantwortung positiv gegenüber dem Ansatz: „/ch finde den Teil mit der
Eigenverantwortung sehr gut. Die strukturierenden Elemente sind zwar sehr ausgeprägt, aber die
lausige Findungskultur, welche eben heutzutage herrscht, könnte man sehr gut eliminieren.“ (Inter-
view 5, Abs. 12). Der Grundgedanke des Modells gefällt Experte 5 sehr gut, jedoch hat auch er seine
Zweifel wie ein solches Systems bei einem etablierten Unternehmen zum Einsatz kommen sollte.
Weitere Aspekte werden von Experte 6 sowie von Experte 8 eingebracht. Experte 6 sieht das Modell,
aufgrund der mittlerweile zu hohen Komplexität im Finanzsektor, als richtungsweisend. Bestenfalls
können Ansätze daraus übernommen werden, um den hohen Anforderungen des Bankenumfelds
gerecht zu werden (Interview 6). Experte 8 ist klarer Verfechter von hierarchielosem Zusammenar-
beiten. Er sei sich allerdings bewusst, dass er mit seiner Denkweise damit nicht den Durchschnitt
repräsentiert. Mit seiner Aussage: „/.../ ich poche auf Gleichheit und das seit vielen, vielen Jahren.
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