2.2.1 Agilität
Agilität erfreut sich in der Betriebswirtschaft an hoher Aufmerksamkeit. Doch es handelt sich dabei
nicht um eine Erscheinung der Neuzeit. Seit der Veröffentlichung des Berichts des Lacocca Institute
der Lehigh Universität in Bethlehem/Pennsylvania im Jahre 1991 gewinnt Agilität im Umfeld der Or-
ganisationslehre stark an Popularität (Förster & Wendler, 2012, S. 2).
Die Grundzüge der Agilitätsforschung sind in den Sozialwissenschaften zu finden. Talcott Parsons,
ein amerikanischer Soziologe, war einer der ersten, welcher sich bereits in den 1950er Jahren mit
Agilität befasste und ein Schema ausarbeitete, welches sich auf die gesamte Lebenswelt bezieht.
Ein funktionierendes System muss nach seinem Schema vier Faktoren erfüllen um die Existenz
nachhaltig sicherzustellen. Das System muss sich verändernden Rahmenbedingungen anpassen
können und fähig sein, seine Ziele zu definieren und zu verfolgen. Es muss zudem den sozialen
Zusammenhalt sicherstellen und in der Lage sein grundlegende Strukturen und Wertmuster auf-
rechtzuerhalten (Parsons, Bales, & Shils, 1953, S. 189).
In der heutigen Literatur lassen sich eine Vielzahl von Definitionen im unternehmerischen Kontext
finden, wobei sich keine durchgängige Definition ableiten lässt. Durch die Digitalisierung erhält Agi-
lität eine noch grössere Bedeutung und Aktualität. Das Wort Agilität lässt sich vom lateinischen agilis
ableiten und wird im Nachschlagewerk Duden als etwas von grosser Beweglichkeit zeugend, reg-
sam und wendiges definiert (Duden, 2018). Zudem werden Aspekte wie Schnelligkeit, Anpassungs-
fähigkeit, Flexibilität, Dynamik, Vertrauen, Selbstdynamik und Vernetzung wiederholend, in diversen
Publikationen, direkt mit Agilität in Verbindung gebracht (Linder, 20163).
Im Kontext dieser Arbeit wird Agilitat in Bezug auf eine gesamte Organisation betrachtet und kann
somit als unternehmerische Fahigkeit definiert werden, sich nachhaltig an komplexe, turbulente Ge-
gebenheiten anzupassen.
2.2.2 Organisation & Organisationsmodell
Der Begriff Organisation hat sich umgangssprachlich bereits durchgesetzt. Haufig wird der Begriff
dadurch mehrdeutig und nur noch im gesprochenen Kontext klar verstandlich. Dies ist auch beim
Begriff Organisation erkennbar. Organisation wird mindestens auf zwei verschiedene Arten verwen-
det. Einerseits im instrumentellen und andererseits im institutionellen Sinn. (Schreyögg & von Wer-
der, 2004, S. 976).
Im Kontext dieser Arbeit wird der Begriff Organisation im institutionellen Sinn verwendet. Eine der
meist zitierten Definition bezeichnet die betriebswirtschaftliche Organisation als Ressourcenpool,
welcher durch die von Individuen zur Verfügung gestellten Ressourcen entsteht. Wenn mehrere In-
dividuen ein Teil ihrer Ressourcen kooperativ einsetzen und eine Unternehmung gründen, entsteht
eine Organisation (Kieser & Kubicek, 1992). Die Organisation zeichnet sich zudem durch die
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