Volltext: Obstbaum Geschichte Balzers

Mosten in Balzers von Walter Brunhart 
Bei meinem nachfragen, wie es den damals gewesen sei als alle mit Grund und Boden auf 
gedeih und verderb verwurzelt waren, erzählten mir die „Alten“ immer von der Arbeit im 
Feld ‚mit den Tieren oder dem holzen, und von jenen die im Wald mehr geholt haben als 
nur das Holz. 
Eine der wichtigsten Zeitspannen im Jahr war wohl das,i Hierbsta" das Einherbsten. Also das 
einbringen der Ernte im Herbst bevor der Winter das ganze Dorf in seine eisigen Arme nahm. 
In diese Jahreszeit wenn das Vieh aus den Alpen kam und die Tage kürzer wurden, warl das 
Moschta und I Schlacha eine wesentliche Arbeit. Also das Pressen von Äpfeln und Birnen zu 
Süssmost und Apfelwein oder das einmaischen dieser Früchte und spátere brennen zu Spiri- 
tuosen. Für diesen Teil der Erntearbeiten und dessen reibungsloser Ablauf soll sich vor allem 
der mánnliche Teil der Dórfler verantwortlich gefühlt haben. So habe manch einer bei einem 
nochmaligen Wintereinbruch im Frühling, der die Blüten der Obstbáume abfrieren kann, am 
morgen das Fenster aufgerissen und gerufen ,so jetzt isch's passiert !!lles ischt k-moschtet". 
Aber auch der Fóhn der den Balznern ein in mancher Hinsicht vorteilhaftes Klima verschafft, 
lásst so manch erfahren Móschtler im Herbst auf der Zielgeraden stolpern und straucheln 
und statt volle Säcke macht der eine oder andere dann halt eben nur die Faust im Sack. 
Heute ein Ärgernis, früher konnte dies jedoch Hunger bedeuten. Den ein grosser Teil der 
Obsternte wurde im Keller als Frischobst eingelagert, im Ofen geteert oder in Gläsern heiss 
abgefüllt und so haltbar gemacht. Dieser Teil der Erntearbeit war Frauen und Kindern zugeteilt. 
Als ich bei einem alten Balzner nachfrage wie viel Most er den so im Keller habe meinte er 
so um die 1000 Liter werden es wohl sein. Ich fragte was er den mit so viel Most machen 
würde..,jo halt o sufa tänk“. 
Man erzáhlte mir, dass es sich zugetragen habe, das es da welche gab die nicht mehr mit dem 
Litermass in den Keller zur Mostspine gingen, sondern mit dem Melkkübel. Und ein anderer 
hátte gar neben dem Bett eine Gefáss mit einer Schópfkelle parat gehabt, um in der Nacht 
entsprechend zu hantieren. 
,K-Moschtet hát ma immer scho" 
Immer habe ich dieselbe Antwort bekommen. Das Moschten war ein fixer Bestanteil des Dor- 
flebens durch alle Jahrhunderte hindurch. Das kultivieren von Obstbáumen wurde in unsere 
Region durch die Rómer vermittelt, doch soll es schon in jener Zeit als die Rómer sich nórd- 
lich der Alpen nieder liessen, in diesen Gegenden eine Art ,Moschtgesóff" gegeben haben. 
Dieser Trank war den Rómischen Herrn aber nur Spot und Hohn wert. Und wahrscheinlich 
würde es so manch stámmiges Mannsbild das Hemd hinten rein ziehen, würden wir diesen 
Urtrank heute degustieren. 
In jüngster Vergangenheit waren nach meinen Kenntnissen in Balzers-Mals 5 Mostereien im 
Einsatz. 
Eine Grosse in der Küferei Frick in Balzers, ebenso in der Küferei Wolfinger in Máls, der Engel 
in Balzers und spáter bei Vinzens Bürzle. Diese waren als Lohnunternehmen für die ganze 
Bevölkerung zugänglich. 
In den landwirtschaftlichen Betrieben Mühle und Gässle-Martes wurden vor allem die eigenen 
Früchte aus den jeweiligen Betrieben verarbeitet. Alle Anlagen stellten jedoch ihren Betrieb 
im Laufe der Jahre ein. Das Mosten hatte keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr für die Bevöl- 
kerung in unserer Gemeinde und eine sich rasant wandelnde Gesellschaft und Landwirtschaft 
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