„eine von Gott an seinen Platz gestellte sittliche Persönlichkeit“ sah.?’® Dazu äusserte er auch
seine Hoffnungen auf den Anschluss, indem er ausführte, dass es doch möglich sein sollte, „daß
alle Deutschen wieder zusammenkommen in ein Vaterhaus.“?’? Ferner bemühte sich Vogelsang
um die Aufnahme in die NSDAP über Wilhelm Gustloff,?®® den Leiter der Landesgruppe
Schweiz der NSDAP.?® Es bestanden auch persönliche, geheim gehaltene Verbindungen
innerhalb des Heimatdienstes zum Deutschen Reich, insbesondere zum „Volksbund für das
Deutschtum im Ausland“, der deutsche Volksgruppen ausserhalb des Reiches propagandistisch
betreute.?®? Auch nach der Fusion zur Vaterländischen Union blieben diese Beziehungen
bestehen.?5 Neben Vogelsang ist hierzu insbesondere der Rotter-Entführer Rudolf Schädler zu
nennen.^ Gemeinsam mit Alois Vogt nahmen die beiden auch als Gäste am Nürnberger
Parteitag der NSDAP im September 1934 teil. °° Die nationalsozialistischen Strómungen und
Kontakte innerhalb des Heimatdienstes blieben von ósterreichischer Seite nicht unbemerkt. So
sandte die Österreichische Polizei einen Bericht an das Bundeskanzleramt, in welchem
Vogelsang als „Agent im Dienste der ns. [nationalsozialistischen] Auslandspropaganda“
bezeichnete wurde. In den Augen des vorarlbergischen Sicherheitsdirektors galt der
Heimatdienst als eine dem Nationalsozialismus nahestehende Partei, welche aber zur
Ortsgruppe der NSDAP, welcher sowohl in Liechtenstein wohnhafte Deutsche als auch
Österreicher angehörten, keinen merklichen Verkehr unterhalte.?*7
Erklàrte sich der Sicherheitsdirektor den Umstand mit einer vermuteten geheimen Zusammen-
arbeit der beiden Gruppen,”°® korrespondierte dieser distanzierte Umgang mit der nahezu
abweisenden Haltung von deutschen staatlichen Stellen gegenüber dem Heimatdienst.?9? Dieses
Verhalten vonseiten des Deutschen Reichs lag in Einschátzungen begründet, welche die
Bewegung zum einen als zu schwach beurteilten, zum anderen ihr nur gewisse Berührungs-
punkte mit dem Nationalsozialismus attestierten und sie vielmehr als ,faschistisch"
charakterisierten, wobei hierfür insbesondere die Forderung nach dem Stándestaat als Beleg
278 LI LA RF 169/170/005/2, Brief Vogelsangs an Onkel Justin, 9.6.1934.
29 LI LA RF 169/170/005/1, Brief Vogelsangs an Onkel Justin, 26.11.1935.
280 LI LA RF 169/170/005/41, Schreiben Vogelsangs an Wilhelm Gustloff, 27.6.1933.
281 Wolf, Faschismus in der Schweiz, S. 114.
282 Geiger Krisenzeit 2, S. 66 — 67.
283 Schremser, Zur Rolle Alois Vogts, S. 56.
284 Geiger, Krisenzeit 2, S. 67.
285 Ebd.
286 OStA, AdR, NPA 560, Liasse Liechtenstein, 2/21, Nationalsozialistische Bewegung, Osterreichische Polizei
an Bundeskanzleramt, 15.7.1935.
287 OStA, AdR, NPA 560, Liasse Liechtenstein, 2/21, Nationalsozialistische Bewegung, Sicherheitsdirektor für
Vorarlberg an Bundeskanzleramt, 14.8.1935.
288 Ebd.
289 Walk, Liechtenstein 1933 — 1945, S. 388.
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