Volltext: Nachbar Ständestaat

politischen Volksrechte bedeuten würde.?°® Insgesamt bezog man den Standpunkt, „dass eine 
stánderechtliche Organisation für unser kleines Land nicht erstrebenswert ist??? An einer 
Werbeversammlung des Heimatdienstes in der Gemeinde Triesenberg verdeutlichte Wilhelm 
Beck, dass „die Durchführung der stándischen Ordnung [...] in Liechtenstein auf Grund unserer 
besonderen Verháltnisse nicht móglich [sei], zudem überall Theorie.*?'? Ferner gefiel es ihm 
nicht, dass der Heimatdienst mit der Forderung die Parteien abzuschaffen, ihm verbieten wolle, 
sich mit Gleichgesinnten zu treffen.?!! Dies verdeutlicht nochmals die an der Schweiz 
geschulte, demokratische und liberale Gesinnung des Volksparteiführers.?"? 
Umso überraschender ob der angeführten Stellungnahmen ist es, dass die Volkspartei 1935 bei 
der Proporz- und Ständestaatsinitiative mit dem Heimatdienst zusammenspannte. Hierbei 
fokussierte die Partei während des Abstimmungskampfes, spiegelbildlich zum Heimatdienst, 
auf die Einführung des Verhältniswahlrechts, jenes Ziel, welches die Volkspartei schon seit 
dem Verlust der Landtagsmehrheit 1928 hegte.?!* Zur berufsständischen Ordnung äusserte sich 
die Volkspartei nur vage befürwortend. Im Leitartikel der Liechtensteiner Nachrichten vom 20. 
Februar 1935 wurde erläutert, dass für die politische Befriedung momentan nur der Proporz 
helfe und weiter wurde angefügt: „Vielleicht wird die Zukunft etwas besseres bringen, zum 
Beispiel in Form der berufsständischen Ordnung.“?!* Ferner wurde darauf hingewiesen, dass 
der Verfassungstext die Möglichkeit offen liesse, ob man letztlich eine berufsständische 
Ordnung einführe.?? Wáhrend der Heimatdienst den Proporz nur als Zwischenetappe sah, war 
für die Volkspartei die berufsstándische Ordnung nur eine Eventualitàt, über die eine zukünftige 
Regierung und ein zukünftiger Landtag zu entscheiden habe ?'® Anhand dieser 
entgegengesetzten Ansichten wird nochmals deutlich, dass für das Zusammengehen von 
Volkspartei und Heimatdienst in erster Linie politisches Kalkül ausschlaggebend war. 
4.4 Die ständische Idee in der Vaterländischen Union 
Als Volkspartei und Heimatdienst zu Beginn 1936 fusionierten, fand sich die Forderung des 
Heimatdienstes nach dem Ständestaat auch im Programm der neuen Partei der Vaterländischen 
Union wieder, wenn auch in abgeschwächter Form. So findet sich unter Punkt 3 des 
  
?08 DN. 11.4.1934, S. 1. 
209 Ebd. 
71? L HD, 10.1.1934, S. 2. 
211 Ebd. 
212 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 116. 
213 Wille, Landtag und Wahlrecht, S. 70. 
?1^ LN, 20.2.1935, S. 1. 
?15 LN, 27.3.1935, S. 4. 
?16 | N, 27.2.1935, S. 1. 
28
	        

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