den Reichspost-Artikel betonte der Heimatdienst wieder die Vorbildfunktion Österreichs für
den berufsständischen Aufbau. P? Darüber hinaus finden sich im Heimatdienst auch wiederholt
Artikel aus selbigen Zeitungen, die für den Stándestaat warben.
Somit ist in puncto berufsstándischer Ordnung festzuhalten, dass der Heimatdienst sich
umfangreich beim Austrofaschismus und dessen ideologischen Vorbildern bediente. Um zu
eruieren, inwiefern die berufsstándischen Vorstellungen im Heimatdienst auf explizite
Einflüsse des Austrofaschismus zurückzuführen sind, empfiehlt sich der Fokus auf die
einzelnen Personen der Heimatdienstführung. Denn es fállt auf, dass vor allem die Texte Alois
Vogts sich mit dem Stündestaat auseinandersetzten." Ein Blick auf die Vita Alois Vogts
veranschaulicht, dass für seine Proklamierung stándischer Ideen dessen österreichische
Prágung ausschlaggebend war. Von 1928 bis 1933 studierte Vogt in Innsbruck und Wien
Rechtswissenschaften. Dabei belegte er Volkswirtschaftslehre bei Prof. Dr. Othmar Spann."?
Dieser Wiener Professor hatte in seinem 1921 erschienen Hauptwerk „Der wahre Staat" ein
elitäres, stándestaatliches System dargelegt, das Demokratie und Parlamentarismus ablehnte.'??
Über seine Professur an der Wiener Universität vermochte Spann seine Lehre des
Universalismus einem breiten Publikum bekannt zu machen, wobei die Lehre auf die
konservative Studentenschaft eine hohe Anziehungskraft ausübte. '*° Damit prägte er mehrere
künftige Politiker der Dreissigerjahre, darunter auch seinen Bewunderer Dollfuss.!*! Ferner
übte Spann einen bedeutenden Einfluss auf die Heimwehrbewegung aus, was sich unter
anderem im Vorhandensein universalistischen Gedankenguts im „Korneuburger Eid“
niederschlágt.'? Auch die Maiverfassung war, obwohl Spann sich selbst von ihr distanzierte,
zumindest indirekt von der universalistischen Lehre beeinflusst.!?
Daneben dürfte sich auch Vogts Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung des katholischen
Cartellverbandes (CV) als prágend erwiesen haben.'^* Der Cartellverband diente als personelles
Reservoir für die Christlichsoziale Partei, insbesondere für die Parteiführung.'? Diese
B5 LHD, 9.6.1934, S. 3.
136 LHD 21.12.1933, S. 5, LHD, 7.4.1934, S. 1 - 2, und LHD, 13.7.1935, S. 1.
137 Schremser, Zur Rolle von Dr. Alois Vogt, S. 55; Als Beispiele zu nennen sind: LHD, 14.10.1933, S. 1 — 2,
LHD, 28.10.1933, S. 1, LHD 9.12.1933, S. 1, und LHD, 14.2.1934, S. 1.
138 Schremser, Zur Rolle von Dr. Alois Vogt, S. 57.
13? Kustatscher, ,,Berufsstand* oder „Stand“, S. 84.
140 Maas, Dritter Weg und Wahrer Staat, S. 103.
14! Kustatscher, ,,Berufsstand* oder „Stand“, S. 85.
142 Maas, Dritter Weg und Wahrer Staat, S. 106 — 109.
15 Ebd., S. 95.
!^ Vogelsang bezeichnet in einem Brief Alois Vogt und Otto Schaedler als ,junge CVer“. LI LA RF
169/170/005/13, Brief Vogelsangs an Nikolaus Ehlen, 19.6.1935.
1 Hartmann, Geschichte und Wirken des CV, S. 268.
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