anderen Oppositionspartei für den eigenen Oppositionskampf gegenseitig schonten.”® Die
Volkspartei vermochte sich in der Opposition nicht zu regenerieren?' und ihre Galionsfigur
Wilhelm Beck, zunehmend durch die Bangsche Krankheit geschwácht, legte Ende 1934 sein
Landtagsmandat nieder.”® Obwohl sich die Volkspartei und der Heimatdienst ideologisch kaum
überschnitten, führten sie ab Anfang 1935 Besprechungen betreffend einer Zusammenarbeit.
Ausschlaggebende Motive für diese Kooperation, die der Heimatdienst als , Nationale
Opposition" titulierte, waren die gemeinsame Gegnerschaft zur Bürgerpartei, die Hoffnung auf
eine gemeinsame Machterringung in den Landtagswahlen 1936 und finanzielle Schwierigkeiten
beider Parteien. Als erste gemeinsame Aktion lancierte die ,, Nationale Opposition im
Februar 1935 die Proporz- und Stündestaatsinitiative.? Die Initiative, welche die
Volksparteiforderung nach Proporzwahl mit der Forderung des Heimatdienstes nach dem
Stándestaat verquickte, wurde am 30. Mai 1935 zwar verworfen, das Resultat fiel jedoch mit
immerhin 47,3 Prozent Zustimmung für die Initiative relativ knapp aus.'?!
Im Hinblick auf die Landtagswahlen vom Februar 1936 fusionierten die Volkspartei und der
Heimatdienst schliesslich am 30. Dezember zur ,Vaterlándischen Union*. Obwohl die
Volkspartei den grösseren Fusionspartner darstellte, konnte sich der Heimatdienst in der
Führung der neuen Partei durchsetzen. Der Heimatdienstführer Otto Schaedler wurde Partei-
obmann, Alois Vogt wurde Parteisekretár, Carl von Vogelsang wurde Redaktor der neuen
Parteizeitung ,,Liechtensteiner Vaterland", während sich Alois Ritter als politischer Erbe
Wilhelm Becks mit dem Posten als Vizeobmann begnügen musste. !°? Drei Wochen nachdem
sich die Volkspartei auflóste, starb am 20. Januar 1936 auch deren unbestrittene Führungs- und
Integrationsfigur Wilhelm Beck.'? In den Landtagswahlen vom Februar 1936 errang die
Vaterlándische Union, bedingt durch das Majorz-Wahlsystem, nur vier von 15 Sitze, aber Otto
Schaedler konnte als Kandidat das zweithóchste Ergebnis erringen. Dies stárkte nochmals den
Heimatdienst-Flügel innerhalb der Union. So konstatiert Wille, dass ,[d]ie Vaterlándische
Union [...] im Schlepptau der Politik des Liechtensteiner Heimatdienstes [bleibt].*!9?
% Geiger, Krisenzeit 1, S. 387.
97 Carl, Liechtenstein und das Dritte Reich, S. 428.
8 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 115.
?? Geiger, Krisenzeit 1, S. 414 — 415, und Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 116 — 117.
100 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 117.
101 Geiger, Krisenzeit 1, S. 417 — 420.
102 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 117 — 118.
105 Ebd., S. 43 — 46.
104 Geiger, Krisenzeit 1, S. 434 — 435.
105 Wille, Landtag und Wahlrecht, S. 112.
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