Parteiobmann Anton Walser als Haupttäter in den Betrug verwickelt war, zum anderen Wilhelm
Beck vorgeworfen wurde, dass er in seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident der Bank
seinen Aufsichtspflichten nicht nachgekommen sei.°° Infolge der durch den Skandal bedingten
Neuwahlen 1928 verlor die Volkspartei ihre Landtagsmehrheit. Zu lange war in der Partei alles
auf ihre Führungsfigur Wilhelm Beck ausgerichtet gewesen, was sich durch dessen
Verantwortlichkeit im Sparkassaskandal als verhängnisvoll entpuppte. Dennoch führte Beck
die Partei in der Folgezeit weiterhin an.”° Als weiterer gewichtiger Exponent der Volkspartei
ist Alois Ritter zu nennen, der sowohl in der Volkspartei als auch in Becks Anwaltskanzlei als
dessen rechte Hand fungierte.”! Die redaktionelle Verantwortung für die „Liechtensteiner
Nachrichten“ (bis 1924 Oberrheinische Nachrichten), dem Sprachrohr der Partei, lag von 1930
bis zum Ende des Blattes 1935, mit einem kurzen Unterbruch 1932, beim Wirt Max Beck.”
Infolge des Sparkassaskandals gelang es der Fortschrittlichen Bürgerpartei fortan, die
Regierungsverantwortung zu iibernehmen.” Im Sommer 1918 erst widerwillig als Reaktion auf
die Parteigrindung um die Gruppe von Wilhelm Beck entstanden, zeichnete sich die Biirger-
partei durch ein konservativeres, monarchistischeres, klerikaleres und stirker nach Osterreich
ausgerichtetes Profil im Vergleich zur Volkspartei aus, ist aber weltanschaulich ebenfalls den
katholisch-konservativen Parteien zuzuordnen."*
Mit dem Regierungswechsel von 1928
befórderte die Bürgerpartei mit dem studierten Orientalisten Dr. Joseph Hoop als Regierungs-
chef und Pfarrer Anton Frommelt als Landtagsprásident zwei neue, noch relativ junge Kópfe
auf die politische Bühne Liechtensteins. Galt Hoop als vermittelnde Person sowohl innerhalb
der Partei als auch im Umgang mit der Opposition, trat Frommelt als polarisierende
Persónlichkeit hervor.^ Nachdem der Anwalt Dr. Ludwig Marxer im Márz 1933 als
Regierungschefstellvertreter zurücktrat, übernahm Frommelt auch dessen Amt, so dass
Frommelt als Landtagsprásident und Regierungschefstellvertreter über eine beträchtliche
Machtfülle verfügte, womit er vonseiten der Opposition Kritik auf sich zog." Auch stiess sich
die Volkspartei an Frommelts politischer Tátigkeit und gleichzeitiger Stellung als katholischer
Geistlicher." Als Chefredaktor der Parteizeitung ,Liechtensteiner Volksblatt^ fungierte ab
$? Geiger, Krisenzeit 1, S. 90 — 93.
7 Ebd., S. 99 — 100.
7! Ebd., S. 106.
? Marxer, Medien in Liechtenstein, S. 26.
7 Walk, Liechtenstein 1933 — 1945, S. 378.
71 Geiger, Krisenzeit 1, S. 61 — 65.
75 Ebd., S. 106 — 107.
76 Frick / Frommelt, Anton Frommelt, S. 10 — 11.
7 Wille, Landtag und Wahlrecht, S. 100 — 101.
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