Lebensqualität in der Siedlung — Naherho-
lung, Strassen, Wege und Bäche
Nicht nur der Dorfplatz, sondern auch die Spielplätze,
kleinere Parkanlagen, Bäche, Brunnen oder öffentliche
Einrichtungen sind gemeinsamer Lebensraum.
In der Zeit von Vorsteher Mane Vogt wurden verschie-
dene Projekte zur gezielten Gestaltung des dörflichen
Lebensraums in Angriff genommen. So wurde etwa im
Mälsner Baudenkmal der Mariahilf-Kapelle mit dem
damals neuen Kindergarten und Spielplatz der «Kris-
tallisationspunkt eines neuen Nebenkerns» gesehen
Die Parkanlage steht zusammen mit dem Weiher im
Junkerriet für bisher umgesetzte Teile dieses Gestal-
tungswillens im Sinne eines Dorfes mit hoher Lebens-
raumqualität. In Bezug auf das Junkerriet wird in der
Sonderausgabe der «Orientierung» von 1976 ausge-
führt, dass man mit der Anlegung eines Seeleins zum
einen den Burghügel mit seiner besonderen Lage in
der Landschaft noch aufwerten könne und zum an-
deren das Angebot an natürlich gebliebenen offenen
Gewässern erweitern könnte.
Ein in Interviews und Veranstaltungen des Vereins
ELF immer wieder genannter Punkt in Bezug auf die
Raumqualität ausserhalb und innerhalb der Siedlung
sind naturnahe Inseln. Während sowohl Gemeinde
wie Private beispielsweise mit naturnahen Bepflanzun-
gen bereits einiges zur Biodiversität im Dorf beitragen,
schlugen unterschiedliche Interviewpartner und Dis-
kussionsteilnehmer vor, etwa im Junkerriet, am Burg-
hügel oder im von St. Kathrinabrunna kommenden
Giessen natürliche Inseln im und um das Dorf zu
schaffen, in die nur im Fall von Sicherheitsbedenken
(zum Beispiel Hochwasserschutz) eingegriffen würde.
So könnte ein Lebensraum für verdrängte Tier- und
Pflanzenarten geschaffen werden und längerfristig zu-
gleich Ökosysteme entstehen, die ohne regelmässigen
Unterhalt lebensfähig sind.
Attraktive Fussverbindungen und Strassenzüge
Strassen und Fusswege sind ein öffentliches Gut. Sie
tragen bei guter Gestaltung zu einem bewegungs-
freundlichen und gesunden Umfeld bei. Dies ist eine
der Voraussetzungen, um zu Fuss zu gehen oder Rad
zu fahren und das Auto stehen zu lassen.”
Viele Strassenräume in Balzers sind, laut Problem-
stellungsanalyse des Vereins Agglomeration Werden-
berg-Liechtenstein, jedoch stark auf die Bedürfnisse
Abb. 5: Das Dorf Mollis im Kanton Glarus hat einen schmalen
Fussweg hinter der Hauszeile der Hauptgasse, der über die auto-
gerechte Erschliessung in Vergessenheit geriet, wiederbelebt und
dafür mit dem «Fläneur d’Or» ausgezeichnet wurde,
des Autos ausgerichtet und die Trottoirs entlang der
Fahrbahnen oft schmal und unattraktiv. Ein attraktives
Langsam- und Fussverkehrsnetz muss jedoch sicher,
zusammenhängend, dicht und hindernisfrei sein.®
Bewegungsfördernd wirken kleinere Aufenthaltsorte
entlang des Weges, insbesondere für ältere Menschen
und für Kinder. Oft reicht eine Bank, ein Baum oder
ein Brunnen, um dem Ort Qualität und Identität zu
geben. Das lädt dazu ein, dort kurz innezuhalten, zu
schwatzen, sich zu treffen oder hinzusetzen. Zusam-
men mit einer Reduktion der Tempolimite könnten
siedlungsorientierte Strassenräume, wie in der oben-
genannten Analyse vorgeschlagen, attraktiver gemacht
werden.? Beispiele für eine verbesserte Gestaltung des
Strassenraums für Fussgänger finden sich bei der Bus-
haltestelle «Alter Pfarrhof« mit einem breiten Trottoir,
Bäumen und Rabatten und einem Brunnen wie auch
beim neuangelegten Fussgänger-Längsstreifen entlang
des Alberwegs. Solche Aufwertungen von Strassen-
räumen sind wegen darunterliegender Werkleitungen
meist ein schwierigeres Unterfangen, weshalb die Zu-
sammenarbeit mit Privateigentümern für eine quali-
:ätsvolle räumliche Gestaltung des Strassenraums un-
abdingbar ist.
Diese «strukturelle Gesundheitsförderung» mit dem
Fokus auf eine sich aktiv bewegende Bevölkerung för-
dert nicht nur die Gesundheit und die Begegnung, son-
dern kann auch einen Teil des motorisierten Verkehrs
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