Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2021) (2021)

Toni Büchel und Caroline Hilt 
Balzers ist naturräumlich ausserordentlich schön ein- 
gebettet, verfügt über verschiedene Fliessgewässer und 
ein auffallend reiches baukulturelles Erbe. Dieser Bei- 
trag widmet sich alten und neuen Ideen und Visionen 
für den öffentlichen Raum und trägt diese Potenziale 
in einer Gesamtidee für ein lebenswertes Balzers von 
morgen zusammen. 
Grundlagen dafür bilden historische und aktuelle 
Richtpläne und Entwicklungskonzepte sowie Veran- 
staltungen und Interviews des Vereins ELF mit der 
Balzner Bevölkerung. Aktuelle Diskussionen über 
enkeltaugliche Dorfentwicklung werden ebenso be- 
rücksichtigt wie vergleichbare Beispiele, deren Erfah- 
rungen für die Entwicklung von Balzers wertvoll sein 
Könnten. 
Ausgangslage: Die Veränderung des Dorfes 
im 20. Jahrhundert 
Die Atmosphäre und das Zusammenleben in den 
Dörfern Liechtensteins haben sich in den vergange- 
nen 60 Jahren stark gewandelt. War Balzers in den 
1950er-Jahren ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf, 
bestehend aus den beiden Ortskernen Mäls und Bal- 
zers mit rund 1’750 Einwohner/innen, wohnten 2019 
über 4’600 Personen in der Gemeinde. Im gleichen 
Zeitraum vervielfachte sich die Wohnfläche pro Kopf: 
teilten sich in den 1950er-Jahren oftmals mehrere Fa- 
milienmitglieder ein Zimmer (ca. 8 m* Wohnfläche 
pro Kopf), lag die durchschnittliche Wohnfläche bei 
der Volkszählung 2015 in Balzers bei 52 m? pro Kopf.! 
Eine weitere massgebliche Veränderung ergab sich 
durch die Nutzung des Strassenraums: Wurde dieser 
lange Zeit als Aufenthalts- und Begegnungsort, als 
Fuss- und Radweg oder auch für landwirtschaftlichen 
und Transitverkehr genutzt, passte man die Gestaltung 
der Strassen seit den 1960er-Jahren immer stärker den 
Bedürfnissen des Automobilverkehrs an. Konkret be- 
deutete dies eine Verbreiterung vieler Strassen und 
einen konsequenten Vortritt für die Autos, was den 
Strassenraum für alle anderen Funktionen zunehmend 
unattraktiv machte. 
Ein Blick zurück: Das Dorf als Nutzungsgenos- 
senschaft 
Ein Blick auf die Kolleffel-Karte aus dem Jahr 1756 
zeigt Balzers und Mäls mit «Schloß Guttenberg». Eine 
Landstrasse führt, von Triesen kommend, durch Bal- 
zers und weiter hinauf zur Luziensteig. Um die beiden 
historischen Ortskerne herum sind durch Zäune be- 
grenzte Ackerfluren verzeichnet. 
Wie in der seit dem Mittelalter gängigen Agrarverfas- 
sung war der Dorfverband bis ins Jahr 1809 in erster 
Linie eine Nutzungsgenossenschaft. Die Nutzung des 
allgemeinen Besitzes an Wäldern, Weiden und Alpen 
stand den berechtigten Haushaltsvorständen zu. Ande- 
re Parzellen, etwa zum Anbau von Brotgetreide, stan- 
den den Nutzungsberechtigten ebenfalls zu, konnten 
vom Rest der Gemeinde allerdings ebenso als Früh-
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.