20201121 Voronoi B.
Bekannten besuchte ich dann in Zürich Johannes Itten.
Ich zeigte ihm Arbeiten von mir, fragte, was er davon
hält und teilte ihm mit, was ich gerne studieren möch-
te. Ich erwähnte aber nicht, dass ich in München abge-
lehnt worden war. Itten fand mich begabt und riet mir
zum Studium an der Hochschule für bildende Künste
in Berlin. Dort wurde ich angenommen und war somit
dort, wo ich ursprünglich hinwollte.
In Bezug auf meine künstlerische Entwicklung er-
lebte ich Berlin sehr kontrovers. Erhofft hatte ich, bei
einem Professor studieren zu können, der vom Bau-
haus herkam. Davon gab es nur einen, das war Prof.
Juro Kubicek (1908-1970). Er erlebte noch das Berli-
ner Bauhaus und erteilte das Fach «Flächen und Aus-
stellungsgestaltung». Mein Malprofessor war Johannes
Geccelli. Er hatte sich nach dem Krieg einen Namen
mit monochromer Malerei gemacht. Als Maler schätz-
te ich ihn sehr und verdanke ihm künstlerisch viel,
aber ich fühlte mich von ihm dennoch nie so ganz ver-
standen mit dem, was ich wollte. Hingegen konnte ich
bei Prof. Kubicek das voll tun. Er war sehr offen und
immer interessiert an neuen Arbeiten. Bei ihm ent-
wickelte ich die allerersten konkreten Arbeiten. Das
waren Objekte mit Strukturen aus Plastikfolien, aber
auch kleine Arbeiten mit Rasterpapieren.
Schon ab 1967 hatte ich den Eindruck, in Berlin künst-
erisch am falschen Platz zu sein. Ich hatte das Gefühl,
in einer Blase zu leben, in der von aussen, aus der Welt,
kaum etwas eindringt. Aus Kunstzeitschriften erfuhr
ich, was zu der Zeit in Frankreich, England und in den
USA passierte. In Berlin kannte ich nur eine einzige
Galerie, wo man aktuelle Kunst sehen konnte. Gerne
hätte ich das Kunststudium in den USA fortgesetzt,
aber ich hätte das niemals finanzieren können.
Noch im selben Jahr wurde es in Berlin politisch heiss
und sehr turbulent. Es gab grosse Proteste gegen den
Schah-Besuch am 2. Juni, und als am selben Abend
Benno Ohnesorg erschossen wurde, explodierte die
AR