Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2021) (2021)

daß es für uns Deutsche 
kaum zum ansehen ist. 
Die Stadt Neapel ist nicht 
schön, es ist nur durch 
seine Umgebung u. Natur 
so bekannt von wo 
ich noch wenig gesehen 
Den Vesuv sehe ich vom 
Fenster aus rauchen, bei 
Nacht erscheint die Rauchsäule 
rötlich. Doch wie geht es denn 
Euch ich wäre begierig etwas 
zu hören. Die Adresse 
E. Rhein. 
Anna D’Antoni 
Napoli 
Gradoni 
Conte di Mola 
No 3 II 
Es grüßt Euch herzlich 
Euer Egon 
Die drastische Schilderung des Neapolitaner Strassen- 
lebens spricht für sich. Man wohnte in der Gasse Conte 
di Mola am südlichen Rand der Quartieri Spagnoli. 
Dieses zum Zentrum von Neapel gehörende Viertel 
antstand im 16. Jahrhundert während der Herrschaft 
der spanischen Habsburger. Charakteristisch sind seine 
angen Gässchen mit ihren auf die Strasse hin offenen 
Erdgeschosswohnungen, den sogenannten Bassi. Die 
Quartieri galten lange als armes und verrufenes Vier- 
tel, an dessen Rand sich heute jedoch immer mehr 
Künstler, Intellektuelle und Studenten ansiedeln. 
Exkursionen führten die beiden Künstler in die Som- 
merfrische nach Capri, ein Ausflug, der im damaligen 
italientourismus eine feste Grösse war. Eine erhalten 
gebliebene Rechnung weist aus, dass die Reisenden im 
Hotel Bristol in der Marina Grande zur Pension wohn- 
ten. Aber auch die künstlerischen Interessen kamen 
nicht zu kurz, wenn auch aus Neapel keine Skizzen 
erhalten geblieben sind. Man begab sich nach Herkula- 
neum und Pompeji, wo die Mitte des 18. Jahrhunderts 
begonnenen Ausgrabungen des durch den Vesuvaus- 
bruch von 79 nach Christus verschütteten Gelän- 
des andauerten und die Reisenden beeindruckten. In 
einem Brief vom September 1897 heisst es dazu: «In 
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GOLFE DE NAPLES 
Hötel, Pension et Restaurant 
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Rechnung des Hotels Bristol auf Capri vom 19. August 1897 für 
die Reisenden. 
Pompei wird gegenwärtig noch aufgedeckt 2/3 sind 
schon ausgegraben. Die Häuser klein und nur einstö- 
ckig sind noch sehr gut erhalten, blos das Holzwerk 
ist natürlich verbrannt. Die kleinen Zimmer halten 
Merkwürdiger Weise keine Fenster, sie erhielten Licht 
u. Zutritt zugleich durch Thüren, welche von allen 
Gemächern in einen Hof mündeten, die Räumlichkei- 
ten sind sehr schön ausgemalt u. mit reichem Stuck- 
werk verkleidet. Man bekommt leicht eine Vorstellung 
von einer römischen Stadt zur Zeit Christi.» Und man 
besuchte das im Norden der Quartieri Spagnoli ge- 
legene Museo Archeologico Nazionale di Napoli mit 
seinem unvorstellbaren Reichtum an Freskenfragmen- 
ten, Gemmen und Bronzen. Im gleichen Brief nennt 
Egon Rheinberger es das «schönste Bronzemuseum der 
Welt» und berichtet: «Die Stadt hat (...) das größte 
und schönste Bronzemuseum der Welt. Es verdankt
	        

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