daß es für uns Deutsche
kaum zum ansehen ist.
Die Stadt Neapel ist nicht
schön, es ist nur durch
seine Umgebung u. Natur
so bekannt von wo
ich noch wenig gesehen
Den Vesuv sehe ich vom
Fenster aus rauchen, bei
Nacht erscheint die Rauchsäule
rötlich. Doch wie geht es denn
Euch ich wäre begierig etwas
zu hören. Die Adresse
E. Rhein.
Anna D’Antoni
Napoli
Gradoni
Conte di Mola
No 3 II
Es grüßt Euch herzlich
Euer Egon
Die drastische Schilderung des Neapolitaner Strassen-
lebens spricht für sich. Man wohnte in der Gasse Conte
di Mola am südlichen Rand der Quartieri Spagnoli.
Dieses zum Zentrum von Neapel gehörende Viertel
antstand im 16. Jahrhundert während der Herrschaft
der spanischen Habsburger. Charakteristisch sind seine
angen Gässchen mit ihren auf die Strasse hin offenen
Erdgeschosswohnungen, den sogenannten Bassi. Die
Quartieri galten lange als armes und verrufenes Vier-
tel, an dessen Rand sich heute jedoch immer mehr
Künstler, Intellektuelle und Studenten ansiedeln.
Exkursionen führten die beiden Künstler in die Som-
merfrische nach Capri, ein Ausflug, der im damaligen
italientourismus eine feste Grösse war. Eine erhalten
gebliebene Rechnung weist aus, dass die Reisenden im
Hotel Bristol in der Marina Grande zur Pension wohn-
ten. Aber auch die künstlerischen Interessen kamen
nicht zu kurz, wenn auch aus Neapel keine Skizzen
erhalten geblieben sind. Man begab sich nach Herkula-
neum und Pompeji, wo die Mitte des 18. Jahrhunderts
begonnenen Ausgrabungen des durch den Vesuvaus-
bruch von 79 nach Christus verschütteten Gelän-
des andauerten und die Reisenden beeindruckten. In
einem Brief vom September 1897 heisst es dazu: «In
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Rechnung des Hotels Bristol auf Capri vom 19. August 1897 für
die Reisenden.
Pompei wird gegenwärtig noch aufgedeckt 2/3 sind
schon ausgegraben. Die Häuser klein und nur einstö-
ckig sind noch sehr gut erhalten, blos das Holzwerk
ist natürlich verbrannt. Die kleinen Zimmer halten
Merkwürdiger Weise keine Fenster, sie erhielten Licht
u. Zutritt zugleich durch Thüren, welche von allen
Gemächern in einen Hof mündeten, die Räumlichkei-
ten sind sehr schön ausgemalt u. mit reichem Stuck-
werk verkleidet. Man bekommt leicht eine Vorstellung
von einer römischen Stadt zur Zeit Christi.» Und man
besuchte das im Norden der Quartieri Spagnoli ge-
legene Museo Archeologico Nazionale di Napoli mit
seinem unvorstellbaren Reichtum an Freskenfragmen-
ten, Gemmen und Bronzen. Im gleichen Brief nennt
Egon Rheinberger es das «schönste Bronzemuseum der
Welt» und berichtet: «Die Stadt hat (...) das größte
und schönste Bronzemuseum der Welt. Es verdankt