Georg Burgmeier
Vor etwa einem Jahr plante das Redaktionsteam der
Balzner Neujahrsblätter einen Artikel über die Geschich-
te der drei Tanzkapellen Mohr, Cubana und Sounders.
Als ehemaliges Mitglied der Kapelle «The Sounders» hatte
ich grosses Interesse, der Geschichte und den Geschichten
der drei Balzner Tanzkapellen nachzugehen, zumal mir
in der Person von Toni Gstöhl, einem ehemaligen Mitglied
der Kapelle Cubana, ein Zeitzeuge zur Verfügung stand,
der alle drei Gruppierungen gekannt hat.
Einstimmung
Eine erste Tanzkapelle in Liechtenstein, «d’Neuhüs-
ler-Musig» aus Triesenberg, wird 1853 erwähnt. Auch
in anderen liechtensteinischen Gemeinden wurden
nach und nach Tanzkapellen gegründet: Um 1900 gab
es in Mauren die «Hiarschawüartle-Musik», ab 1902 in
Triesenberg die «Sobotka-Musik». Weitere Musikgrup-
pen sind auch für Eschen (1904), Mauren (1910) und
Ruggell (1922) belegt.!
Die erste Tanzmusik in Balzers, die «Spiessa-Musik» —
benannt nach dem Musikdirektor Jakob Spiess —, ent-
stand 1882. Sie trat vor allem im Gasthof «Engel» und
in der «Traube» sowie während der Fasnacht und an der
Kelbe auf. Aus dieser Tanzmusikformation entstand zu
3eginn der 1890er-Jahre die Musikgesellschaft Balzers,
aus der dann die heutige Harmoniemusik Balzers her-
vorging.? Auch aus den Jahren 1925 und 1930 sind
Balzner Tanzkapellen bekannt.?
2009 veröffentlichte der Ruggeller Hobbymusiker
Werner Büchel ein Buch, welches das lokale Tanzmu-
sikwesen darstellt: «Gschpelt, gsunga und tanzt. Do-
kumentation über Popularmusik und Tanzmusikwesen
in Ruggell von 1883 bis 2006». Zwar liegt Büchels
Schwerpunkt auf Ruggell und seiner Umgebung, doch
zeigen sich überraschend viele Gemeinsamkeiten mit
Balzers.
Die Dokumentation über
Popularmusik und Tanzmu-
sikwesen von Werner Büchel,
2009.
gschpelt, gsungn And Fam
— 4883 hie 9047
Tanzveranstaltungen fanden bei uns an Silvester, Fas-
nacht, Kelbe und Nachkelbe statt, aber auch an Auf-
fahrt auf der St. Luzisteig. Sobald die Flurprozession
zu Ende war, strömte Jung und Alt querfeldein der
«Steig» zu, sehr zum Missfallen der Geistlichkeit.
Dabei gab es «viel Gelegenheit zum Tanzen, Burschen
und Mädchen [kamen] einander näher, und am Abend
[ergab] sich allenfalls ein gemeinsamer Heimweg.»“
Weitere beliebte Tanzanlässe waren die Bongertfeste,