Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2019) (2019)

Hans Brunhart 
Die Jeninser Guscha-Mäder — Ein Gespräch mit Hans Bantli 
Ich treffe Hans Bantli in der gemütlichen Stube in 
seinem Haus am Bovelweg eingangs Jenins. Es steht 
mitten in Weinbergen unweit des Waldes. Damit sind 
zwei Bereiche genannt, die das Leben des früheren Ge- 
meindeförsters prägen, der als Jeninser auch den Wein- 
bau kennt und ausübt. Hans Bantli ist Jahrgang 1920, 
mit einem wachen, interessierten Geist gesegnet, mit 
grosser Erfahrung und ausgezeichnetem Gedächtnis, 
das bald einhundert Jahre zurückreicht. Er war in frü- 
heren Jahren Landammann des Kreises Maienfeld und 
angagierte sich für den Übergang der Ruine Neu-As- 
permont oberhalb Jenins in das Eigentum einer Stif- 
tung und die nachfolgende Restaurierung. Auch heute 
pflegt er sein Hobby als Lokalhistoriker, wie seine inte- 
ressanten und geschätzten Beiträge in der «Herrschäft- 
ler Chronik» belegen. 
Hans Bantli hat vor einigen Jahren am «Guschatag» ein 
vielbeachtetes Referat über die «Jeninser Guscha-Mä- 
der» gehalten. Dieses hat das Interesse des Autors die- 
ses Beitrags geweckt. Der folgende Text basiert auf 
dem eingangs erwähnten Gespräch, das natürlich bei 
einem Glas «Jeninser» geführt wurde, und einer früher 
erstellten und in der «Herrschäftler Chronik» 1976 pu- 
blizierten Zusammenfassung seiner Erinnerungen. 
Guscha zählt zum Balzner Lebensbereich und der 
Bürgerbesitz reicht bis zur Siedlung. So geht der Autor 
davon aus, dass die Ausführungen von Hans Bantli 
breites Interesse finden. Nicht oft hat man das Glück, 
dass ein Zeitzeuge so weit zurück das Leben aus eige- 
ner Anschauung so lebendig schildern kann. Deshalb 
danken die «Balzner Neujahrsblätter» für das Gespräch 
und die Erlaubnis, die erwähnte Zusammenfassung für 
den Beitrag verwenden zu können. Es wird durchge- 
hend die direkte Rede verwendet. Auch wird man fest- 
stellen, dass Hans Bantli im Unterschied zu unserem 
Sprachgebrauch von «der Guscha» spricht. 
Hans Bantli, Jahrgang 1920, 
früherer Landammann 
des Kreises Maienfeld und 
Gemeindeförster von Jenins. 
Wo lagen die Guscha-Mäder und wie kamen sie in 
den Besitz von Jeninser Familien? 
Die Guscha-Mäder waren schmale, parzellierte Grasstrei- 
fen, die sich oberhalb der Guscha bis zum Grat hinauf- 
zogen, damit auch bis zur liechtensteinischen Grenze. 
So konnte meine Schwester in der ersten oder zweiten 
Schulklasse auch erklären, wir hätten eine «so grosse 
Guscha, dass man in ein anderes Land hinübersieht». 
Nach meiner Erinnerung hatten zehn bis zwölf Jeninser 
Familien auf Guscha Mäder. 
Mein Grossvater Christian Bantli-Obrecht erwarb 1886 
das Mad «Waldegg», 1919 erfolgte der Kauf des Mads 
«Färlisegg» und 1923 von zwei weiteren Mädern. 
Warum haben Jeninser Bauern solche Mäder erwor- 
ben? 
Genau kann das mangels Unterlagen heute nicht ge 
sagt werden. Aber offensichtlich boten diese Mäder einen 
willkommenen Futterzustupf, speziell in einem trockenen 
Sommer. Zudem ermöglichten die damaligen Betriebsver- 
hältnisse mit Wies-/Ackerland und Wingert Ende Juli/ 
Anfang August ohne weiteres eine zehn- bis zwölftägige
	        

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