Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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für JlibilJöimniJbiStWil0IJilhmi» [Mitgeteilt aus Bal 
zers]. In Nr. 30 der O. Nr. [Landeswochenschau] 
ist auf kommenden Herbst eine Beschlagnahme 
der entbehrlichen Feldfrüchte in Aussicht gestellt. 
Meiner Ansicht nach ist diese Beschlagnahme un 
nötig, und zwar aus dem Grunde unnötig, weil die 
Leute freiwillig schon während der ganzen Kriegs 
zeit das Entbehrliche hergegeben haben. Es vergeht 
fast kein Tag, dass nicht Lebensmittel zum Dorfe 
Balzers hinauswandern und zwar grösstenteils dem 
Triesnerberg zu, wiewohl die Triesenberger letzten 
Winter gegen uns Heuausfuhrverbot hatten, was gar 
nicht am Platze war. 
Es heisst immer, man solle es mit der Lebensmit 
telversorgung machen wie in der Schweiz und in 
andern Staaten; das ist an und für sich sehr gut. In 
der Schweiz, ja, da wird die Sache richtig gepackt, 
da heisst’s, wenn einer Land genug hat: so und so 
viel musst du anbauen und pflanzen. In unserem 
Lande, z.B. gerade am Triesnerberg, mache man es 
vorerst hierin ebenso wie in der Schweiz und in an 
dern Staaten! Es gibt sehr viele am Triesnerberg, die 
Land genug hätten Kartoffeln, Roggen und Gerste 
anzupflanzen; ein solcher Anbauzwang sollte nach 
meiner Ansicht einer Beschlagnahme vorausgehen. 
Manche Bauern treiben aber eben lieber Viehzucht 
als Ackerbau, es scheint ihnen rentabler zu sein; 
aus dem Vieh lösen sie enorme Preise, die übrigen 
Lebensmittel beziehen sie aus dem Lande herauf; 
überdies haben sie weniger Gefahr und Wag. betreff 
Hagel und Ungewitter als beim Ackerbau, und dann 
muss hauptsächlich auch nicht vergessen werden, 
welch riesige Arbeit ein so grosses Pflanzgebiet im 
Tale gibt, da muss alles dran, vom Morgen früh bis 
abends spät. 
Zum Schlüsse möchte ich nur noch kurz daraufhin 
weisen, wohin es führen könnte, falls die Beschlag 
nahme, besonders ohne Anbauzwang, verwirklicht 
werden sollte; die meisten Talbewohner würden 
künftighin nur mehr so viel anpflanzen, um ihren 
nötigsten Bedarf zu decken, aus dem übrigen Acker 
land würden sie Wiesland machen. 
Liechtensteiner Volksblatt, 2. August 1918 
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Obeirheinische Nachrichten, 17. August 1918 
[Einges.] Wir erlauben uns auf einige Punk 
te des Eingesandt [Anbauzwang] von Nr. 33 der 
«O. N.» folgendes zu erwidern: Den Einsender von 
Nr. 31 des «Liechtenst. Volksblatt» müssen wir voll 
ständig unterstützen. Schreiber der «O. N.» soll sich 
selbst überzeugen, wie die Stimmung beim Volke ist 
betr. einer Beschlagnahme der Lebensmittel ohne 
Anbauzwang. Jeder Bauer im Lande weiss am bes 
ten was er zu tun hat, er braucht zu diesem Betriebe 
wohl auch Logik, aber da ist die Praxis das bewähr 
teste Mittel, das es nur geben kann; diese zeigt uns 
ganz augenscheinlich was früher an und auf den 
Bergen gewachsen ist, gedeiht auch heute noch. Z.B. 
Guscha liegt doch jedenfalls ziemlich höher als Trie- 
senberg, und dort ist unseres Denkens immer Korn 
gewachsen und wächst heute noch. Es wird noch 
manchem Bürger vom Lande in Erinnerung sein, 
dass, wenn man in früheren Zeiten im Herbste von 
den Alpen kam, man fast an jedem Heustall Roggen 
oder Gerste zum Dörren aufgehängt sah und auch 
Kartoffeln sah man viel mehr als zu gegenwärtiger 
Zeit. Es hat am Triesenberg noch manche schöne 
ebene Stellen Landes z.B. auf Gnalp, Rotenboden, 
Letzi, Frommenhaus usw., wo man sogar bequem 
anpflanzen könnte. Was den Hemmschuh betr. An 
bausamen anbelangt, liegt die Sache so: Wir stehen 
jetzt schon im fünften Kriegsjahre, in dieser Zeit 
wäre es möglich gewesen, sich Anbausamen zu ver 
schaffen. Manche Leute im Lande hatten vor dem 
Kriege auch nicht soviel gepflanzt wie heute, aber 
da kam man zur Einsicht, dass mehr gepflanzt wer 
den muss und die schönsten Wiesen mussten um 
gepflügt werden und den Anbausamen musste sich 
jeder selbst beschaffen, besonders Saatkartoffeln. Es 
haben sich sogar Triesenberger hier in Balzers selbst 
geäussert, sie hätten mehr anpflanzen sollen aber 
sie haben immer gehofft, der Krieg gehe bald dem 
Ende zu, und somit sei die Sache unterblieben. Was 
die Rentabilität zwischen Ackerbau und Viehzucht 
anbelangt, ist zu erwähnen, dass in normalen Zei 
ten 1 kg Butter Kr. 2.40 bis Kr. 2.50 und heute Kr. 
20 bis Kr. 30 also das lOfache beträgt. Ein Zentner 
Heu kostete 4 bis 5 Kr. und heute sind dafür 50 bis 
60 Kr. bezahlt worden. Und dann muss auch noch 
erörtert werden, dass für den Ackerbau die Taglöh 
ne um ein Bedeutendes gestiegen sind. Auch sind 
die Pachtzinse für Pflanzboden gestiegen, selbst bis 
zum Kaufpreis gegen früher. Was Wag und Gefahr 
zwischen Ackerbau und Viehzucht anbelangt, wol 
len wir kurz anführen: Im Jahre 1895, am 21. Juli... 
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