Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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Dreharbeiten zum Propagandafilm «Wilhelm 
Teil» 
Die deutsche Terra-Filmgesellschaft realisierte 1933 
den Spielfilm «Wilhelm Teil. Das Freiheitsdrama eines 
Volkes». Einige Szenen darin wurden auf der Burg 
Gutenberg gedreht. Bei diesen wirkten über hundert 
Balzner als Statisten mit. 
Die Terra mit Sitz in Berlin stieg in den 1930er-Jahren 
zu einem der bedeutendsten Filmkonzerne des Dritten 
Reichs auf. Sie produzierte über 40 Filme, zum Teil 
in enger Zusammenarbeit mit dem nationalsozialis 
tischen Regime. Die Verantwortlichen des Wilhelm- 
Tell-Films, die Nazi-Exponenten Hanns Jobst [Dreh 
buch, künstlerische Leitung] und Regisseur Heinz 
Paul, machten aus dem mittelalterlichen Helden Teil 
einen «Führer» seines Volkes. 
Mit Ausnahme von Conrad Veidt wurden die aller 
meisten Rollen von NSDAP-Mitgliedern gespielt. So 
wurde Teils Frau von Emmy Sonnemann verkörpert, 
der Verlobten und späteren Gattin des Reichsfeld 
marschalls Hermann Göring. Schweizer spielten trotz 
grossartiger Versprechungen vonseiten der Terra nur in 
unbedeutenden Rollen oder als Statisten mit. 
Am 12. Januar 1934, an Görings Geburtstag, fand 
im Berliner Ufa-Palast in Anwesenheit zahlreicher 
Nazi-Grössen die Uraufführung des Filmes statt. Im 
selben Jahr stellte die Terra aus der deutschen Ori 
ginalfassung eine gekürzte, englische Version für das 
Ausland her. 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Ori 
ginalversion von den Alliierten verboten. Sie gilt heute 
als verschollen. Einzig die gekürzte englische Version 
ist erhalten geblieben. 
Dreharbeiten im Innenhof der Burg Gutenberg, Oktober 1933. 
Emanuel Vogt, der einen Teil der Dreharbeiten auf 
Burg Gutenberg als privater Fotograf miterlebte, schrieb 
1995 in seinem Buch «Mier z Balzers», Band I: «Die 
Dreharbeiten waren ein Ereignis für das Dorf. Zudem 
konnten in dieser schweren Zeit der Arbeitslosigkeit will 
kommene Franken verdient werden. Es meldeten sich 
aus unserer Gemeinde viele zum Mitmachen. Das Ho 
norar betrug zwischen fünf und zehn Franken pro Tag, 
zusätzlich Bier und Wurstbrot. Die Balzner hatten sich 
bei den Kämpfen übereifrig eingesetzt ... Daher gab es 
Verwundete und sogar Spitalaufenthalte.» 
Die Burg«herren» nach 1936 
Nach dem überraschenden Tod von Egon Rheinberger 
am 25. Juli 1936 zog seine Familie wieder nach Vaduz 
und versuchte die Burg Gutenberg zu verkaufen. 
Otto Haas - Ingenieur und Schreibmaschinen 
erfinder 
Bereits ein Jahr später kaufte der deutsche Ingenieur 
Otto Haas von der Erbengemeinschaft Rheinberger 
die Burg Gutenberg zu Wohnzwecken. 
Otto Haas wurde am 11. Juni 1897 in Schwarzen 
berg [Deutschland] geboren und lebte einige Zeit in 
Wiesbaden. 1934 eröffnete er in Teufenthal [Kanton 
Aargau] ein technisches Büro zur Konstruktion einer 
Kleinschreibmaschine; ein Jahr darauf zog er nach Pie- 
terlen im Kanton Bern. Er erfand die Klein-Schreib 
maschine «Patria», das Urmodell für eine Reihe von 
tragbaren Kleinschreibmaschinen in Europa, die ab 
1936 von der Firma A.G. für Schreibmaschinen-Fabri- 
kation in Pieterlen hergestellt wurde. Seine Maschine 
liess Otto Haas erstmals in Deutschland am 9. März 
1933 patentieren. Im März 1934 erfolgte die Einrei 
chung des Patents in mehreren anderen europäischen 
Ländern und den USA. 
Um 1935 zogen Otto Haas und seine aus Wiesbaden 
stammende Frau Elisabeth [* 8. Juli 1911, geb. Hohl] 
nach Liechtenstein. Hier wollte er eine Fabrik gründen, 
um seine neu entwickelte «Orion»-Schreibmaschine 
zu produzieren. Obwohl die Firma «Orion Registered 
Manufactory» ab 1938 bestand und das Produktions 
büro in Eschen im Ansatz in Betrieb war, scheiterte das 
Projekt einer Schreibmaschinenfabrik, weil der Land 
tag eine Startsubvention, um die Otto Haas angesucht 
hatte, wegen des drohenden Krieges 1939 ablehnte.
	        

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