Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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den Stuben war auch der «Reimmichl-Kalender». Im 
Radio war neben den Mittagsnachrichten der Schwei 
zerischen Depeschenagentur um halb eins und dem 
«Echo der Zeit» am Abend, die von Radio Beromüns 
ter ausgestrahlt wurden, viel Erbauliches und Unter 
haltendes zu hören, es war kein «Begleitmedium», 
das einen mehr oder wenig beachteten «Musik- bzw. 
Lärmteppich» legte. Geradezu legendär und auch bei 
uns viel gehört waren im österreichischen Rundfunk 
die Morgenpredigt des wortgewaltigen Paters tieinrich 
Suso Braun 13 sowie am Nachmittag das Wunschkon 
zert, gesponsert von «Klosterfrau Melissengeist, in der 
Schweiz Melisana genannt», wie es hiess. Der Volks 
mund nannte diese Sendung auch «Erbschleicherkon 
zert», was nicht verwunderte, wenn man berücksich 
tigte, mit welcher ffäuEgkeit die Glückwünsche an die 
meist älteren Geburtstagkinder mit dem Lied «Näher 
mein Gott zu Dir» untermalt wurden. 
Gegen Abend begann für die Bauern wieder die tägli 
che Arbeit, die Kühe mussten gefüttert und gemolken 
und die Milch vor halb acht in die Sennerei gebracht 
werden. Letzteres bereitete jenen, die das Nachmit 
tagsprogramm ausgedehnt genossen hatten, hin und 
wieder Schwierigkeiten. 
Für die anderen hiess es, sich zum letzten Kirchgang 
des Tages zu rüsten, dem Rosenkranz oder der Maian 
dacht. In den ffäusem, wo das Fernsehen schon Ein 
zug genommen hatte, dominierte dieses dann wohl 
den Abend, nachdem schon am Nachmittag Bekannte 
und Verwandte gekommen waren, um Tierfilme wie 
Lassie, Fury oder Daktari zu sehen oder sich an Trick 
filmen von Walt Disney zu erfreuen. In früheren Zei 
ten fanden auch Theateraufführungen, Konzerte und 
Unterhaltungen am Sonntagabend statt, nachdem ja 
der Samstag noch gar nicht oder nur teilweise arbeits 
frei war und man am Sonntag ausgeschlafen die Messe 
besuchen sollte. 
Benützte Literatur: 
• Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein (Hrsg. His 
torischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein]. 
• Stricker, Hans; Banzer, Toni; Hilbe, Herbert: Liechtensteiner 
Namenbuch, Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liech 
tenstein, Band 1. 
• Martin, Graham: Das Bildungswesen des Fürstentums Liech 
tenstein. 
• Vogt, Emanuel: MIER Z BALZERS. 
Die «Tausa» war ein auf dem Rücken getragenes grosses 
Gefäss zum Transport von Flüssigkeiten, insbesondere Milch. 
Sie wurde aber auch im Weinberg und auf der Baustelle zum 
Transport von Pflaster verwendet. 
Mit dem «Hääs» war die Oberbekleidung gemeint, mit dem 
«Sunnteghääs» der Anzug und die «nobleren» Kleider von 
Mädchen und Frauen. 
Das Kauen des «Strassburger» genannten, in Rollen verkauften 
Kautabaks war bei Männern verbreitet. Es mag wohl ein Zei 
chen von Sparsamkeit sein, dass man den Kautabak, den man 
zum Zeitpunkt des Kirchenbesuchs gerade im Mund kaute, 
seitlich des Eingangs «zwischenlagerte». 
«etschmert=jemand» stammt wie etschwo, etschwohii, 
etschwie, etschwänn oder auch epper und öpper von «etwer». 
Und «etschmert Frönds» war eine unbekannte Person, auch 
wenn sie aus dem Nachbardorf Triesen stammte. 
Katholische Jugendliche mussten bis zum 17. Lebensjahr 
aufgrund einer Bestimmung im Schulgesetz die «Christen 
lehre» als Fortsetzung des Religionsunterrichts besuchen. Die 
Christenlehre wurde von einem Oltsgeistlichen geleitet und 
an Burschen und Mädchen in getrennten Gruppen erteilt 
Die «Knickerbocker» waren wadenlange Überfallhosen, die 
unter dem Knie zusammengebunden waren. Sie wurden so 
gross gekauft, dass sie weit hinunter reichten und später, wenn 
der Träger der Hose wuchs, so gestreckt waren wie eine Reiter 
hose. 
Beim «Apäcka» wurden drei Scheiter an einer Wand pyra 
midenförmig aufgestellt. Der «Sucher» musste seinen Fuss in 
die Pyramide stellen und laut bis zu einer bestimmten Zahl 
zählen, während sich die Mitspieler versteckten. Wenn er sich 
bei der Suche davon entfernte, gab dies die Gelegenheit für 
die anderen, schnell aus ihrem Versteck zu eilen, den Fuss zur 
Pyramide zu halten und laut «apäckt» zu rufen. 
Ein Fangspiel. 
Platz bei der Kreuzung Pralawisch/Züghüsle, auf der gegen 
überliegenden Strassenseite der «Post», wo die Männer der 
Nachbarschaft am Abend und am Sonntag zusammen standen. 
«Lappe» meint zwar «einfältiger Mensch, Dummkopf», ist aber 
hier nicht so negativ gemeint, eher in dem Sinne, dass j a bei 
einem solchen «Schwatz» nicht viel Gescheites herauskommt. 
Platz beim «Bröggle» in Mäls, analog dem «Lappeplatz» in 
Balzers. Die Mälsner benannten ihren etwas freundlicher als 
die Balzner. Mit einem «Tupp» war mehr ein naiver als ein 
dummer Mensch gemeint und in der Feststellung «Mein, 
bischt du an Tupp» war auch Nachsicht enthalten. Beide 
Begriffe wurden natürlich eher von Leuten verwendet, die an 
diesen Platzen nicht anwesend waren. 
Flurname beim St. Katharinabrunnen. Die nach einem öster 
reichischen «Finanzer», der dort Dienst tat, benannte Wiese 
diente über viele Jahre als Fussballplatz. 
Die Zuschgen waren Schuppen mit Toren zur Durchfahrt für 
Fuhrwerke. In Balzers standen drei bei den Gasthäusern. 
Heinrich Suso Braun (1902-1977], Kapuziner, Theologe und 
Radioprediger. 
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