Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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Alexa Schlegel-Meier 
Erinnerungen an die Post 
In einer sternenklaren Nacht, so die Notiz meines Va 
ters im Familienbüchlein, kam ich auf der Post an der 
Rietstrasse in Balzers zur Welt. Schon am ersten Tag 
meines Lebens lernte ich den wohl ältesten und be 
rühmtesten Balzner kennen, den Föhn. Doch nicht vom 
Föhn möchte ich hier erzählen, sondern von der Post in 
Balzers. Die alte Post an der Rietstrasse, wo ich die ers 
ten neun Jahre meiner Kindheit verbrachte, steht nicht 
mehr und die neue Post hat inzwischen auch ihre Türen 
geschlossen. Geblieben sind viel schöne Erinnerungen 
an die Post in Balzers. 
Post Balzers, so lautete meine Adresse 30 Jahre lang. 
Kein Strassenname, keine Hausnummer waren nötig, 
meine Post kam immer an. Die Balzner Strassennamen 
und Flausnummern und natürlich die Balzner wurden 
mir dann später auf ganz andere Weise vertraut. Läutete 
bei uns zu BJause das Telefon, hatten wir die Anweisung, 
uns mit folgenden Worten zu melden, «Postbüro Balzers, 
Meier». Das «Postbüro» gehörte für mich ganz selbstver 
ständlich zu meinem Wohnhaus. Bei Papa im Büro zu 
sein war normal und an der Welt der Erwachsenen teil 
haben zu dürfen, immer sehr interessant. Auf der Treppe 
vor dem Posteingang beobachtete ich oft das Kommen 
und Gehen der Leute, die meistens Zeit hatten, mit mir 
ein paar Worte zu wechseln. Diese Treppe verwandelte 
meine Mutter an Fronleichnam in einen wunderschönen 
Blumenaltar und die Prozession blieb auch vor der Post 
stehen. 
Ich musste mir keine Spielpost wünschen, ich hatte 
eine richtige Post. Oft nach Schalterschluss wurde aus 
Taufe von Alexa 
Schlegel-Meier, mit 
den Paten Artur 
Meier (Mauren) und 
Herta Frick-Hilti 
(Rössle, Schaan), 
der langjährigen 
Balzner Hebamme 
Regina Wolfnger, 
sowie Alexas 
Geschwistern 
Caesarina, Eugen 
und Vera Meier. 
dem Büro meines Vaters mein Spielzimmer. Jetzt durfte 
ich mich an seinen Schreibtisch setzen, an den Schal 
ter stellen und Postmeister sein. Mit grossem Eifer habe 
ich Briefe frankiert, gestempelt, eingeschrieben, bedient 
und telefoniert. Nicht zaghaft, sondern voller Stolz 
sagte ich dann die eingeübten Worte, «Postbüro Balzers, 
Meier». Konnte ich doch sicher sein, dass am anderen 
Ende niemand die strengen Worte «Kreispostdirektion 
St. Gallen» erwidern würde. 
Früh schon waren mir die grünen Einzahlungsscheine 
und die Einschreibbriefe vertraut, die in eine Liste bzw. 
ein Buch eingetragen werden mussten. Die Briefpost zu 
sortieren bedeutete nicht nur die liechtensteinischen 
Dörfer, sondern viele verschiedene Länder- und Städte 
namen kennen zu lernen. Etwas ganz Besonderes waren 
die Luftpostbriefe, denn die Empfänger dieser Post 
wohnten sehr weit weg. Postgeheimnis hiess für mich, 
dass es nur erlaubt war, die schönen Fotos auf den An 
sichtskarten anzuschauen, aber auf keinen Fall das Ge-
	        

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