Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

46 
Posthalter Ewald Meier holte 1971 das Schild der alten Post an 
der Rietstrasse von der Wand. Dabei auch die Briefträger Georg 
Frick und Alois Frick, sowie Vera Meier mit Pudel, Vreni Venzin 
(Schalterangestellte), Magdalena Brunhart, verheiratete Bürzle 
(Briefträgerin), und Arthur Brunhart (Ferienablöser). 
eine Postlehre. 1971 bis 1973 besuchte Remo Vogt als 
erster Balzner die postspezifische Ausbildung an der 
Verkehrsschule St. Gallen. Er führte später als Balzner 
Posthalter die EDV am Arbeitsplatz ein. Als «Ferienab 
löser» der Briefträger waren über die Schulferien hinweg 
auch Schüler und Studenten beschäftigt. 
Briefträger trugen Verantwortung, man zählte auf ihre 
Verschwiegenheit. Sie verteilten Briefe, Zeitungen, Pa 
kete, Eingeschriebenes, Gerichtsvorladungen, Nach 
nahmen, Geldanweisungen, AHV, Kinderzulage, Leh 
rerlöhne, Werbung, Telefonbücher und anderes mehr, 
das zweimal am Tag, am Samstag einmal. Bis in die 
1970er-Jahre erschien zum Beispiel die Neue Zürcher 
Zeitung mit einer Morgen-, Mittag- und Abendausga 
be, die auch zugestellt werden musste. Den Briefträgern 
waren die Häuser vertraut, sie erlebten deren Bewoh 
ner und erfuhren oft ihre persönlichen Lebensumstände 
und manchmal erstaunlichen Geschichten - und könn 
ten selber viele Erlebnisse erzählen. 
Weil bis in die 1970er-Jahre nicht alle Häuser Briefkäs 
ten hatten, legten die Briefträger die Post, wenn nie 
mand zu Hause war und die Tür offen stand, zum Bei 
spiel auf die Haustreppe, den Küchentisch oder auf das 
Stubenbuffet, oder in Vorhäuschen, Schopf oder Stall. 
Ab und zu zeigten die Kunden den im Abwesenheits 
fall gewünschten Ablageplatz an. Das konnte auch - wie 
ich mich als langjähriger Aushilfsbriefträger erinnere -, 
eine Scheiterbeige im Schopf sein, ein Spalt im Tenns 
tor oder aber der Nachbar über der Strasse. Oft wussten 
die Briefträger, wo der Hausschlüssel versorgt war. 32 Ab 
1974 schrieb die Post normgerechte Briefkästen an der 
Grundstücksgrenze beim Gehweg des Postboten vor. 
Das brachte zwar Zeitgewinne [und Personaleinsparun 
gen), aber auch einen Verlust an Kontakt, den vor allem 
ältere Personen geschätzt hatten. 
Den Bedarf an Personal eruierte die Post mittels Zu 
stellkontrollen. 33 Diese führten die Briefträger entweder 
selber durch, oder die Kreispostdirektion schickte einen 
Inspektor, der die Touren mit dem Briefboten mitlielj 
die verteilte Post zählte und die Strecke sowie den Zeit 
aufwand in Minuten mass. Ein Stiegentritt zum Beispiel 
galt als ein Meter Laufweg. Die Kontrollen belegen den 
steigenden Zeitaufwand beim Zustelldienst. Er wuchs 
in Balzers von 565 Minuten im Jahr 1927 über T190 
Minuten 1958 bis auf 1’760 Minuten im Jahr 1979. 
Dafür setzte die Post 1927 den Posthalter mit 40 Mi 
nuten «Autobedienung» und für die übrige Zeit den Pri 
vatbriefträger ein. 1959 waren zwei Briefträger, ein Pri 
vatbriefträger und 40 Minuten Zustelldienst durch den 
Posthalter erforderlich, zwanzig Jahre später schon vier 
- nun motorisierte - Briefträger. Die Zustellkontrollen 
zeigen, dass die Briefboten, von denen jeder schon Mitte 
der 1960er-Jahre täglich über 100 kg Post zu verteilen 
hatte, oft überlastet waren. 
Um die Grundversorgung trotz des Wachstums der Ge 
meinde in allen Bereichen, Personaldruck und veränder 
ten Lebens- und Geschäftsgewohnheiten zu gewährleis 
ten, war eine effiziente Postorganisation unerlässlich. 34 
Dafür dienten Massnahmen wie die Motorisierung. Seit 
1960 wurden Kleinmotorräder [Klemos] eingesetzt, ab 
1966 stand in Balzers ein VW-Kleinfourgon zur Verfü 
gung, um Geschäfte und die entferntesten und höchst 
gelegenen Zustelladressen zu bedienen. 1976 verfügte 
die Post Balzers über einen VW-Kastenwagen «Fridolin», 
einen Elektro-Handfourgon, ein Kleinmotorrad und ein 
Gepäckfahrrad, beide mit Anhänger. Schon 1971 galt 
für die Paketzustellung die Fünf- statt Sechstagewoche.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.