Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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Hans Brunhart 
Balzers - kein zweites Fläsch 
Der Standort der neuen, am 23. November 1968 dem 
Verkehr übergebenen Rheinbrücke zwischen Balzers 
und Trübbach und die entsprechenden Zufahrtsstras 
sen führten in Balzers zu erheblichen Diskussionen. 
Nachdem man sich in langwierigen Verhandlungen 
zwischen den Regierungen Liechtensteins und des 
Kantons St. Gallen im Einverständnis mit den be 
troffenen Gemeinden auf eine Lösung geeinigt hatte, 
verlangten 111 Unterzeichner die Einberufung einer 
Bürgerversammlung zwecks Beschlussfassung über ihr 
«Initiativbegehren bezüglich Rheinbrücke und Stras- 
senführung». 
Die von Land und Gemeinde vorgeschlagene Variante 
«Seidenbaum» sah neben der dann gebauten und heute 
bestehenden Rheinbrücke mit Autobahnanschluss die 
Realisierung einer Rheinbrücke für den Lokalverkehr 
auf der Höhe des Schollbergs vor. Gleichzeitig wurde 
mit dem Land eine für die Gemeinde günstige finan 
zielle Abmachung betreffend die Umfahrungsstrasse 
[Strasse «Gagoz»] getroffen, welche auch die damals 
geplante Landesumfahrungsstrasse dem Rhein entlang 
berücksichtigte. Nach dem Brand der alten Holzbrü 
cke 1972 und dem Bau der Fussgängerbrücke am glei 
chen Standort wurde das Projekt der zweiten Brücke 
nicht mehr weiter verfolgt. 
Das Initiativbegehren hatte folgenden Inhalt: «Um die 
am Verkehr interessierten und davon abhängigen Balz- 
ner Bürger nicht zu gefährden, sowie eine rasche und 
billigste Lösung der vorgesehenen Strassenplanung 
zu gewährleisten und den heute so wertvollen Boden 
zu sparen, verlangen die Initianten, dass die geplan 
te Strasse auf dem Trasse der bisherigen Landstrasse 
durch die beiden Ortschaften Balzers und Mäls nach 
Trübbach der Rheinstrasse entlang geführt wird und 
sofort mit dem Bau einer neuen Rheinbrücke für un 
beschränkten Lastenverkehr am Standort der heutigen 
Rheinbrücke oder im Gebiet der Schifflände begon 
nen wird. In diesem Sinne wird der Anschluss an die 
Autostrasse im Seidenbaum abgelehnt.» 
Das Initiativbegehren wurde durch eine engagierte 
Aussendung der Gemeinde sowie durch ein Flugblatt 
mit dem Titel «Balzers - kein zweites Fläsch» und eine 
Gegendarstellung der Initianten öffentlich abgehan 
delt. Einigkeit bestand darüber, dass Eile geboten war, 
nachdem die Gewichtsbeschränkung beziehungsweise 
teilweise Schliessung der Holzbrücke für den Schwer 
verkehr zunehmend Probleme zur Folge hatte. Eine 
früher vertretene Variante mit einem direkten An 
schluss nach Sargans spielte in der Diskussion keine 
Rolle mehr. Ein besonderes Problem bildete der Au 
tobahnanschluss, der einer Variante am bisherigen 
Standort mitten im Dorf Trübbach besonders entge 
genstand. Es ging aber auch um den Verkehr durch 
das Dorf: Während die Gemeinde argumentierte, be 
reits 1963 hätte man an einem Sonntag stündlich 700 
Fahrzeuge gezählt und die Situation sei unhaltbar und 
gefährlich, schrieben die Initianten, es sei eine «Erfah 
rungstatsache, dass blühende Dörfer immer an Stras- 
senzügen gebaut» worden seien. 
Die Bürgerversammlung am 21. April 1967 lehnte 
das Initiativbegehren mit 89 Ja- Stimmen und 278 
Nein-Stimmen deutlich ab. Offensichtlich konnten die 
Balzner [die Meinung der Balznerinnen war ja damals 
noch nicht gefragt] mit einer Zukunft als zweitem 
Fläsch gut leben. 
(Quellenangabe: Gemeindearchiv Balzers)
	        

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