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zers nicht mehr in die Triesner Armenanstalt aufnehmen
will [...]. Die Gemeinde würde beabsichtigen, das alte
Schulhaus in Meis [siel; Gemeint ist der Balzner Dorfteil
Mäls] zu einer Armenanstalt umzubauen. 21
In einem Kommentar dazu steht wiederum, dass dieses
Haus überhaupt nicht für ein Armenhaus geeignet sei.
Infolge der lückenhaften Quellenlage ist zum Konflikt
zwischen den Gemeinden Triesen und Balzers nur ein
Dokument der Gemeinde Triesen vom 3. Januar 1911
überliefert. 28 Die Gemeinde Triesen begründet die
offenbar erfolgte Abweisung von Balzner Dorfarmen
wie folgt: «Die Kündigung geschieht im Sinne, falls
die Gemeinde Balzers, resp. die Tit. Gemeindevertre
tung dort, geneigt wäre, zu erneuern; so wären pt. An
schluss, die Bedingungen bis dahin festzusetzen.» 29
Was in den Jahren zwischen 1911 und 1919 mit den
Balzner Armen geschehen ist, kann leider nicht er
schlossen werden. Es ist jedoch zu vermuten, dass Bal
zers weiterhin die Beiträge bezahlt hat, wohl, bis es wie
derum zu einem Konflikt betreffend die Versorgung der
Balzner Dorfarmen im Triesner Armenhaus kam.
Landesphysikus Joseph Ospelt untersuchte das Alte
Schulhaus in Mäls und schloss in seinem Bericht vom
24. Juli 1919 mit der Erkenntnis: «Wenn man das Inne
re des Gebäude betritt so bekommt man den Eindruck
eines vollkommen verwahrlosten Hauses, [...].» Nicht
nur müssten die Aussenwände renoviert werden, es sei
auch im Innern des Gebäudes vieles zu sanieren bezie
hungsweise neu zu machen. 30
Vorschlag von Landestechniker Gabriel Hiener
Am 9. August 1919 skizzierte der Ingenieur und Lan
destechniker Gabriel Hiener zuhanden der Regierung
einen neuen Vorschlag zur Realisierung eines Balzner
Armenhauses. 31 Für den Neubau eines Armenhauses
bedürfe es eines genügend grossen, günstigen Grund
stücks, mit dazugehörigem Ökonomiegebäude nach
dem Vorbild des Triesner Armenhauses. Die Kosten
für solch eine Art von Gebäude würden aber zu die
ser Zeit das Fünffache betragen. Die alte Version des
Schulhaus-Umbaus sei nach wie vor zu verwerfen,
ausserdem habe es dort keinen Platz für ein Ökono-
miegebäude. Der Verfasser erachtet ein Ökonomiege-
bäude als notwendig - ein Armenhaus soll sich selbst
versorgen können. Ein neuer Plan wäre es, den Alten
Pfarrhof umzubauen, da er auch schon ein Ökonomie
gebäude enthält. Allerdings wäre dazu auch die Er
laubnis der Kirche notwendig.
Die Regierung antwortete darauf, dass das Alte Schul
haus in Mäls nicht geeignet sei, es stehe mitten im Dorf
und sei für die Ansprüche eines Armenhauses in seiner
Form nicht genügend. Es müsste erweitert werden und
unbedingt auch ein Ökonomiegebäude erhalten. Für
die Insassen wäre es auch wünschenswert, wenn sie
nicht weit gehen müssten, um im Grünen zu sein. 32
Was aus der Idee mit dem Alten Pfarrhaus wurde, ist
leider auch nicht ersichtlich. Aus den spärlichen Doku
menten ist immerhin ein stetes Bemühen der Gemein
de Balzers erkennbar, ein gemeindeeigenes Armenhaus
zu errichten. Es wird aber auch deutlich, dass dieses
Vorhaben aufgrund fehlender Finanzmittel sowie auf
grund von infrastrukturellen Mängeln nicht umgesetzt
werden konnte.
Ein Waisenhaus in Balzers?
Im Zusammenhang mit Bemühungen zur Errichtung
von Waisenanstalten kam die Frage nach einem Balz
ner Armenhaus 1924 erneut und auch letztmals auf.
In den Armenhäusern der Gemeinden wurden nebst
armen, alten, kranken und alleinstehenden Menschen
auch Kinder versorgt. Nachdem in den 1880er-Jahren
erfolglos versucht worden war, in Bendern ein Waisen
haus zu gründen, 33 nahm man im Jahr 1920 die Pla
nung einer Waisenanstalt auf Gutenberg in Balzers auf.
Fürstin Franziska, die Gattin von Alois II., hatte den
Bau des heutigen Bildungshauses Gutenberg in den
Jahren 1854 bis 1856 veranlasst, mit dem Ziel, hier
ein Waisenhaus einzurichten. 34 Das Gebäude blieb über
längere Zeit unbenutzt, bis es 1873 Fürst Johann II.
- der Sohn von Fürstin Franziska - an den Orden
der Schwestern der christlichen Liebe vermietete.
Die Ordensschwestern führten eine höhere Töchter
schule und waren in der Wohlfahrt tätig. 35 Als Folge
des Ersten Weltkrieges mussten die Schwestern der
christlichen Liebe die Töchterschule aufgeben und
im März 1920 Gutenberg verlassen. Es wurden neue
Ordensschwestern gesucht, die auf Gutenberg nebst
einer Haushaltungsschule eine Waisenanstalt einrich
ten sollten. 36 Die Ordensgemeinschaft der Anbeterin
nen des Blutes Christi aus Rankweil wurde verpflich
tet, die Schule aufzubauen und nach spätestens drei