Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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zers nicht mehr in die Triesner Armenanstalt aufnehmen 
will [...]. Die Gemeinde würde beabsichtigen, das alte 
Schulhaus in Meis [siel; Gemeint ist der Balzner Dorfteil 
Mäls] zu einer Armenanstalt umzubauen. 21 
In einem Kommentar dazu steht wiederum, dass dieses 
Haus überhaupt nicht für ein Armenhaus geeignet sei. 
Infolge der lückenhaften Quellenlage ist zum Konflikt 
zwischen den Gemeinden Triesen und Balzers nur ein 
Dokument der Gemeinde Triesen vom 3. Januar 1911 
überliefert. 28 Die Gemeinde Triesen begründet die 
offenbar erfolgte Abweisung von Balzner Dorfarmen 
wie folgt: «Die Kündigung geschieht im Sinne, falls 
die Gemeinde Balzers, resp. die Tit. Gemeindevertre 
tung dort, geneigt wäre, zu erneuern; so wären pt. An 
schluss, die Bedingungen bis dahin festzusetzen.» 29 
Was in den Jahren zwischen 1911 und 1919 mit den 
Balzner Armen geschehen ist, kann leider nicht er 
schlossen werden. Es ist jedoch zu vermuten, dass Bal 
zers weiterhin die Beiträge bezahlt hat, wohl, bis es wie 
derum zu einem Konflikt betreffend die Versorgung der 
Balzner Dorfarmen im Triesner Armenhaus kam. 
Landesphysikus Joseph Ospelt untersuchte das Alte 
Schulhaus in Mäls und schloss in seinem Bericht vom 
24. Juli 1919 mit der Erkenntnis: «Wenn man das Inne 
re des Gebäude betritt so bekommt man den Eindruck 
eines vollkommen verwahrlosten Hauses, [...].» Nicht 
nur müssten die Aussenwände renoviert werden, es sei 
auch im Innern des Gebäudes vieles zu sanieren bezie 
hungsweise neu zu machen. 30 
Vorschlag von Landestechniker Gabriel Hiener 
Am 9. August 1919 skizzierte der Ingenieur und Lan 
destechniker Gabriel Hiener zuhanden der Regierung 
einen neuen Vorschlag zur Realisierung eines Balzner 
Armenhauses. 31 Für den Neubau eines Armenhauses 
bedürfe es eines genügend grossen, günstigen Grund 
stücks, mit dazugehörigem Ökonomiegebäude nach 
dem Vorbild des Triesner Armenhauses. Die Kosten 
für solch eine Art von Gebäude würden aber zu die 
ser Zeit das Fünffache betragen. Die alte Version des 
Schulhaus-Umbaus sei nach wie vor zu verwerfen, 
ausserdem habe es dort keinen Platz für ein Ökono- 
miegebäude. Der Verfasser erachtet ein Ökonomiege- 
bäude als notwendig - ein Armenhaus soll sich selbst 
versorgen können. Ein neuer Plan wäre es, den Alten 
Pfarrhof umzubauen, da er auch schon ein Ökonomie 
gebäude enthält. Allerdings wäre dazu auch die Er 
laubnis der Kirche notwendig. 
Die Regierung antwortete darauf, dass das Alte Schul 
haus in Mäls nicht geeignet sei, es stehe mitten im Dorf 
und sei für die Ansprüche eines Armenhauses in seiner 
Form nicht genügend. Es müsste erweitert werden und 
unbedingt auch ein Ökonomiegebäude erhalten. Für 
die Insassen wäre es auch wünschenswert, wenn sie 
nicht weit gehen müssten, um im Grünen zu sein. 32 
Was aus der Idee mit dem Alten Pfarrhaus wurde, ist 
leider auch nicht ersichtlich. Aus den spärlichen Doku 
menten ist immerhin ein stetes Bemühen der Gemein 
de Balzers erkennbar, ein gemeindeeigenes Armenhaus 
zu errichten. Es wird aber auch deutlich, dass dieses 
Vorhaben aufgrund fehlender Finanzmittel sowie auf 
grund von infrastrukturellen Mängeln nicht umgesetzt 
werden konnte. 
Ein Waisenhaus in Balzers? 
Im Zusammenhang mit Bemühungen zur Errichtung 
von Waisenanstalten kam die Frage nach einem Balz 
ner Armenhaus 1924 erneut und auch letztmals auf. 
In den Armenhäusern der Gemeinden wurden nebst 
armen, alten, kranken und alleinstehenden Menschen 
auch Kinder versorgt. Nachdem in den 1880er-Jahren 
erfolglos versucht worden war, in Bendern ein Waisen 
haus zu gründen, 33 nahm man im Jahr 1920 die Pla 
nung einer Waisenanstalt auf Gutenberg in Balzers auf. 
Fürstin Franziska, die Gattin von Alois II., hatte den 
Bau des heutigen Bildungshauses Gutenberg in den 
Jahren 1854 bis 1856 veranlasst, mit dem Ziel, hier 
ein Waisenhaus einzurichten. 34 Das Gebäude blieb über 
längere Zeit unbenutzt, bis es 1873 Fürst Johann II. 
- der Sohn von Fürstin Franziska - an den Orden 
der Schwestern der christlichen Liebe vermietete. 
Die Ordensschwestern führten eine höhere Töchter 
schule und waren in der Wohlfahrt tätig. 35 Als Folge 
des Ersten Weltkrieges mussten die Schwestern der 
christlichen Liebe die Töchterschule aufgeben und 
im März 1920 Gutenberg verlassen. Es wurden neue 
Ordensschwestern gesucht, die auf Gutenberg nebst 
einer Haushaltungsschule eine Waisenanstalt einrich 
ten sollten. 36 Die Ordensgemeinschaft der Anbeterin 
nen des Blutes Christi aus Rankweil wurde verpflich 
tet, die Schule aufzubauen und nach spätestens drei
	        

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