77
Anhang
Textedition und Abbildung der Urkunde vom 22. Au
gust 1389, Stadtarchiv Maienfeld Nr. 5, von der fürst
lich-liechtensteinischen Landschreiberei beglaubigte
Abschrift vom 19. Juni 1779.
22. August 1389
Ein Schiedsgericht unter dem Vorsitz von Graf Johann
von Werdenberg-Sargans entscheidet aufgrund von Kund
schaften die zwischen Graf Heinrich von Werdenberg-Sar
gans und seinen Untertanen in Balzers und Graf Donat
von Toggenlmrg und seinen Untertanen in Maienfeld und
Fläsch im Gelnet der St. Luzisteig herrschenden Grenz-
und Nutzungskonflikte.
Abschr. [B 1 ], Vidimus der fürstl. liechtenst. Land
schreiberei v. 19. Juni 1779, StadtA Maienfeld 5.-
1 Doppelblatt, Pap. 49,4 [24,7]/38,4 cm. - Rückver
merk [1779]: Abschrift eines briefes entzwischen der ge
meinde Balzers an einem, dann denen zu Mayenfeld und
Flesch am andern theil die marken unter st. Luzis Staig
betreffend vom fahre 1389.
Abschr. [B 2 ], GemeindeA Balzers, 016-2 [Repertori
um Gemeindts-Briefe 1780] 2. Brief, fol. 3 f. - Abschr.
[B 3 ], GemeindeA Balzers, 3100 [Gemeindsmarken
buch 1841] 2. Brief, fol. 4 ff.
Druck: Mohr, Cod. dipl. IV,140 [Auszug]; LUB 1/4,
19 [nach B 2 ]; RQ Graubünden II/2, 1. Halbbd.,
75 [nach B 1 ]; CS X, 6350 [Auszug, nach B 2 ].
Regest: Klenze, S. 14. - Krüger, 502. - Schädler, Reg.
GemA, S. 109 f, Nr. 4. - Vanotti, Montfort/Werden
berg, S. 307.
[fol. Ir] I 1 Ich graf Hanns von Wertenberg herr zu
Sargansl I 2 thue kundt jedermänniglich öfentlich
mit diesem brief allen denen, I 3 die ihn ansehen oder
hören lesen, der stöss und misshellungen I 4 wegen, so
die leute zu Balzers 2 und ihre kirchen genossenn an
einem, I 5 dann die von Flesch 3 am andern theil gehabt
haben von wegen der waid I 6 an st. Luzis Staig 4 , däm
men mich beede theil und insonderheit mein I 7 vetter
graf Heinrich von Wertenberg und Sargans 5 von wegen
seinen I 8 leuten zu Balzers und mein oheim graf Donat
von Toggenburg 6 von I 9 wegen seinen leuten zu Flesch
geflissentlich erbetten haben, dass ich darum I 10 ein a ]
mann worden bin, also dass jedwederer theil zween
ehrbare mann zu I 11 schiedleuten zu mir sezen sollen,
um die kundtschaften von derselben I 12 waid und ge
meind wegen zu verhören. Dahero hat mein vetter graf
I 13 Heinrich und seine leute zu schiedleuten zu mir ge-
sezt Heinrich Stöklin I 14 und Hainzen Blatter, meines
vettern graf Rudolphen von Montfort 7 I 15 ammann im
Walgöu 8 , mein oheim aber graf Donat von Toggenburg
1 16 und seine leute haben zu schiedleuten zu mir gesezt
Hartwigen von Mayenfeld 9 I 17 und Hannsen Werth,
den alten richter zu Raggaz 10 . Also dass ich und die vier
I 18 schiedleute die geschworne kundtschaften darüber
verhören sollen, und wenn I 19 wir dieselben kundtschaf
ten verhört haben werden, welche kundtschaft uns I 20
dann die bessere und gerechtere dunkt, darum sollen wir
uns bekennen und I 21 aussprechen. Und was wir oder
der mehrere theil unter uns darüber I 22 erkennet oder
ausspricht, dabey soll es als dann von da an bleiben
ohne I 23 alle ein- und wiederred. Dessentwegen habe
ich und die vier schiedleute I 24 beeder theillen ge
schworne kundtschaften verhört, insonderheit haben
I 25 desswegen meines vetters graf Heinrichs und seiner
leute kundtschaften I 26 gesagt, deren wohl über sechs
zehen gewesen sind, und von denen ein jeder I 27 beson
ders geschworen hat einen körperlichen eyd zu gott
und allen heilligen I 28 mit aufgehobenen händen, dass
sie kundtlich und wahrhaft wissen, dass der I 29 stein,
der da stehet an st. Luzy Staig in der wies genannt
Brataserna 11 I 30 und in Rhain 12 , dass derselbe stein ein
rechter markstein seye zwischen I 31 denen von Balzers
und denen von Flesch und Mayenfeld und gehen soll
I 32 von demselben stein zur einen seiten Mutzen 13 oder
aufwerts in die Rothe I 33 Rüffe 14 und zu der andern
seiten gleich von demselben stein hinauf auf den I 34
berg zu oberst genannt Spitzagud 15 , und dass derselb
berg und die Rothe I 35 Rüffe und der marktstein in der
wies gegen einander zeigen, dasselbe I 36 seye die rechte
mark. Und wäre es sach, dass die von Balzers ihr vieh
über I 37 dieselben marken waideten oder darüber hin
auf von waid oder I 38 gemeinschafts wegen etwas zu
thun oder zu schaffen hätten, so mögen es [fol. Iv] I 1
jhnen die von Mayenfeld und von Flesch wohl verweh
ren und sie dämmen pfändten. I 2 Wäre es aber auch
sach, dass die von Mayenfeld und von Flesch für die
selben marken I 3 herabwerts waideten oder dafür herab
von waid oder auch gemeindschafts wegen I 4 etwas zu
thun oder zu schaffen haben wollten, so mögen es
ihnen die von I 5 Balzers auch wohl verwehren und sie
dämmen pfändten. Darwider sagten I 6 meines oheims
graf Donats und seiner leute kundtschaften gantz und