Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2017) (2017)

63 
Nehmen wir als Beispiel die Saar auf der Schweizer 
Seite des Rheins. Sie wurde in den 1960er-Jahren er 
baut, zu den damals noch verbreiteten Grundsätzen 
des Wasserbaus. Heute würde dasselbe Projekt ganz 
anders konzipiert. Vor allem aber brachte es die da 
mals noch aktive Kiesentnahme mit sich, dass die Ein 
leitung der Saar in den Rhein schon wenige Jahre nach 
der Fertigstellung ein Sanierungsfall wurde. Als Folge 
der Flussbetteintiefung hängt die Mündung heute in 
der Fuft und weist eingeschränkte Beziehungen zum 
Rhein auf. Diese Entwicklung war zum Zeitpunkt der 
Planung bereits im Gange. Rückblickend erkennen wir, 
dass damals ein Blick in die Zukunft womöglich zu an 
deren Fösungsansätzen geführt hätte. Der heute beste 
hende Sanierungsbedarf liesse sich im Rahmen eines 
Aufweitungsprojekts elegant lösen. 
Einer Strategie der differenzierten 
Ansprüche folgen 
Dieses Werk erfordert nicht nur die Bereitschaft, in 
künftigen Kategorien von Rahmenbedingungen zu 
denken und sich auf die Dynamik einzulassen. Es ver 
langt uns auch ab, eine Strategie der differenzierten 
Ansprüche anzuwenden. Diese Strategie ist im Hoch 
wasserschutz verbreitet. Sie bedeutet, dass Bereiche 
mit zahlreichen Bauten und Infrastrukturanlagen 
einen höheren Schutz gemessen als etwa Eandwirt- 
schaftsflächen. Dieses Prinzip kann gedanklich auch 
auf die Neuorganisation des rheinnahen Raums über 
tragen werden. Das Materialdepot eines Kieswerks, 
der Mündungsbereich der Saar oder ein Schiessstand 
brauchen nicht denselben Schutz wie lebenswichtige 
Infrastrukturen. Für einzelne Anlagen würde es genü 
gen, wenn sie vor dem 50-jährigen Hochwasser sicher 
wären. Es liegt auf der Hand, dass sich mit einer sol 
chen gedanklichen Annäherung für die Umgestaltung 
des Rheins ganz andere räumliche Rahmenbedin 
gungen ergeben, als wenn für alle Anlagen derselbe 
Sicherheitsstandard eingefordert wird. Ein solcher 
Zugang lässt nämlich zu, dass einzelne Anlagen in 
nerhalb der Dämme liegen. Damit wiederum erge 
ben sich neue Möglichkeiten, die Position sowie den 
Verlauf der neuen Rheindämme festzulegen und die 
vorhandenen Räume optimal zu nutzen. 
Die Strategie der differenzierten Ansprüche hat auch in 
Bezug auf die Ökologie und die Ökomorphologie des 
Gewässers ihre Berechtigung. Wenn wir uns am Bild 
eines dynamischen, aus einem reichverzweigten Netz 
von Teilgewässern bestehenden Flusses orientieren, sind 
die Aufwertungsmöglichkeiten beschränkt. Mit der Fi 
xierung auf dieses eine Bild übersehen wir die Chancen, 
die sich bei einer differenzierten Strategie einstellen 
würden. Auch die gezielte landschaftliche Raumgestal 
tung oder der Fokus auf ökologische Massnahmen, die 
nicht unmittelbar mit dem Fluss in Beziehung stehen, 
sind wertvolle Aufwertungsabsichten. Daher sollten die 
verschiedenen Aufwertungsstrategien nicht gegenein 
ander ausgespielt, sondern sinnvoll kombiniert werden. 
Auf diese Weise erweitern wir die Freiheitsgrade beim 
langfristigen Umbau der Febensader Rhein. 
Quellen 
• Bohl, Erik; Jehle, Roland; Kindle, Theo; Kühnis, Rainer; Peter, 
Armin: Die Fische und Krebse des Fürstentums Fiechtenstein, 
BZG-Berichte, Band 38, Schaan 2014. 
• Haidvogl, Gertrud; Kindle, Theo: Die Fliessgewässer Fiech- 
tensteins im 19. und 20. Jahrhundert, Ursprüngliche Febens- 
räume, technische Eingriffe, ökologische Folgen, Schriftenreihe 
Amt für Umweltschutz, Fürstentum Fiechtenstein, Band 1. 
• IRKA 2013, Fischökologisches Monitoring Alpenrhein 2013. 
• IRKA/IRR, 2005, Entwicklungskonzept Alpenrhein. 
• IRKA 2004, Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung, 
Alpenrheinzuflüsse und Bäche im Rheintal. 
• Regierung des Fürstentums Fiechtenstein, Amt für Umwelt, 
2014, 5: Nationaler Bericht zur Umsetzung des Übereinkom 
mens über die Biologische Vielfalt im Fürstentum Fiechtenstein 
• Bundesamt für Umwelt BAFU: Umwelt, Natürliche Ressour 
cen in der Schweiz, 3/2011: Raum den Gewässern.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.