Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2017) (2017)

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Landschaft 
Die auffälligsten Wirkungen der Aufweitungen im 
Raum Balzers-Trübbach sind landschaftlicher Natur. 
Wenn wir von der Strassen- oder der Fussgängerbrücke 
aus in die Flussachse blicken, wird uns in erster Linie 
die Grosszügigkeit des aufgeweiteten Flussraums auf 
fallen. Die Kiesbänke und der benetzte Bereich wer 
den gegenüber dem aktuellen Zustand eine deutlich 
grössere Breite einnehmen. Die Dämme öffnen sich in 
der Blickrichtung gegen aussen und widersetzen sich 
der Wirkung der Zentralperspektive. Die einengende 
Wirkung der dominanten Linien - hauptsächlich der 
hohe Blockwurf und die Dammkrone - wird gemil 
dert. Zudem werden diese Linien, die heute bis zur 
nächsten Flusskrümmung sichtbar sind, durch die 
Baumkronen verschiedener Waldfragmente unterbro 
chen. Insgesamt betonen die Aufweitungen die Brei 
tenwirkung, während im heutigen Zustand die Länge 
dominant ist. 
Betrachten wir die Aufweitung vom gegenüberliegen 
den Ufer aus, füllt der gestaltete Bereich unser ganzes 
Gesichtsfeld aus. Aus dieser Perspektive wird uns auf 
fallen, dass der Blockwurf und der Damm ganz hinter 
dem Wald verschwinden. Wald und Fluss treten phy 
sisch miteinander in Kontakt und bilden optisch wie 
der eine Einheit. Die Uferlinie ist naturnah ausgebil 
det - einmal als flacher Gleithang, wo das Wasser auf 
die andere Uferseite wechselt. Wo die Kiesbänke der 
Erosion durch das aufprallende Wasser ausgesetzt sind, 
bildet sich eine markante Kante aus. Solche Merkmale 
sind selbst aus grösserer Distanz sichtbar. Sie verwei 
sen auf das dynamische Zusammenspiel des Wassers 
mit den im Fluss transportierten Substraten. Vom Fluss 
über die bewaldeten Kiesbänke bis zur Gebirgskulisse 
im Hintergrund entsteht ein harmonisches Gesamt 
bild, in dem die Dammkrone und der Blockwurf nicht 
als dominante Trennlinien in Erscheinung treten [vgl. 
Abb. 3 und 4]. 
Nördlich der Strassenbrücke werden auch die neue 
Führung der Saar und die Neugestaltung ihrer Mün 
dung wesentlich zum Bild der naturnahen Flussland 
schaft beitragen. Mit der Verlegung des westseitigen 
Rheindamms wird die Saar in diesem Abschnitt zu 
einem Bestandteil des Flussraums. Damit braucht es 
statt der drei nur noch zwei Dämme. Der gewonne 
ne Raum kann für eine möglichst flache Ausgestaltung 
der erforderlichen rheinseitigen Abgrenzung einge 
setzt werden. Die Mündung der Saar wird nach Nor 
den verlegt, so dass das Gewässer ohne Abstürze in 
den Rhein fliessen kann. In einem kurzen Mündungs 
bereich fächert sich die Saar in mehrere Teilgewässer 
auf. 
Wenn wir von den Dämmen in die aufgeweiteten 
Bereiche hinabsteigen, tauchen wir in einen klei 
nen Waldstreifen ein. Wir kommen zunächst an den 
Vorgrundsteinen vorbei. Sie treten neu kaum mehr 
in Erscheinung, weil sie teilweise mit Kies über 
schüttet sind. Entlang des Dammfusses reihen sich 
einige Gewässer auf. Sie sind gewollte Überbleibsel 
der Materialentnahme, die für das Einbringen des 
neuen Blockwurfs nötig war. Ein Trampelpfad führt 
zu einer Holzbrücke über ein kleines Fliessgewässer. 
Es ist zwar künstlich entstanden, erinnert uns aber 
mit seinen Eigenschaften und mit seinem glasklaren 
Wasser an die natürlichen Giessen. Es ist tatsächlich 
auch vom Grundwasser des nahen Rheins gespeist. 
Weiter unten mündet es in ein ebenfalls bewusst ge 
schaffenes Hinterwasser. Es ist bereits mehrere Meter 
breit und öffnet sich trichterförmig gegen den Rhein. 
Die Farbe des Wassers zeigt uns an, dass dieses ru 
hige Hinterwasser mit dem Hauptfluss in Beziehung 
steht. Das kleine Waldstück wird immer lückiger. Die 
Weiden nehmen überhand, und einzelne in den Ge 
büschen verhangene Schwemmholznester weisen da 
rauf hin, dass der Rhein an dieser Stelle gelegentlich 
auch auf breiterer Front fliesst. Nach wenigen Metern 
erreichen wir das Ufer des Flusses, wo man sich hin 
setzen kann. Wir werden feststellen, dass sich das Ver 
weilen hier anders anfühlt als früher auf den nackten 
Kiesbänken. Der natürliche Schatten der Bäume und 
Gehölze macht den Unterschied aus. Wenn wir dann 
aufblicken zum anderen Ufer, wird uns die Errungen 
schaft der Aufweitung bewusst: Wir blicken frontal 
an den Blockwurf, der fast die Hälfte der Dammhöhe 
ausmacht. Gegenüber diesem geballten Abwehrbau 
werk nimmt sich die darüber verlaufende geometri 
sche Linie der Dammkrone direkt elegant aus. 
Die Aufweitung bereichert die Landschaft mit Merk 
malen der Flussdynamik und mit flussraumtypischen 
Elementen wie kleinen Hinterwassern und Tümpeln. 
Sie trägt aber vor allem zu einem neuen Raumgefühl 
bei, das sich mit dem Versetzen der Dämme einstellt. 
Und dank der Aufweitung treten Elemente wieder in 
Beziehung, die seit dem Bau der Hochwuhre vonein 
ander getrennt waren.
	        

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