Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2017) (2017)

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Dies ist auch der wichtigste Grund, weshalb unsere 
Gesellschaften links und rechts des Rheins endlich offen 
über die Planung der Aufweitungen sprechen sollten. 
Wie kann man sich eine Aufweitung vorstellen? 
In den für eine Aufweitung in Frage kommenden Ab 
schnitten werden der Damm und der Vorgrund ausser 
halb des heutigen Hochwuhrs neu erstellt, wobei die 
vorhandenen Resträume so gut wie möglich genutzt 
werden. Auf der Schweizer Seite bildet die Autobahn 
die Aussengrenze des neuen Flussraums. Auf liech 
tensteinischer Seite werden der Binnendamm oder 
die bergseitigen Ränder bestehender Waldflächen als 
Grenzlinien wirken. Unter Berücksichtigung vorhan 
dener Infrastrukturen und einer landschaftlich sinnvol 
len Linienführung wäre im Raum Balzers-Trübbach 
eine Ausweitung denkbar, die oberhalb der Rheinbrü 
cke das rechte Ufer umfasst und unterhalb der Rhein 
brücke auf die linke Seite ausgreift [vgl. Abb. 1]. 
Aus Gründen der Hochwassersicherheit müssen die 
neuen Dämme mehrheitlich fertiggestellt sein, bevor 
die bestehenden Wuhre abgebaut werden können. 
Dies legt es nahe, die künftigen Dämme aus Aushub 
material zu erstellen, das in den nächsten Jahren in der 
Region anfallen wird. 
Vorgrundsteine sowie Innendammpflästerung kön 
nen und müssen - allein aufgrund der ungeheuren 
Menge - wiederverwertet werden. Die Pflästerung 
der neuen Innendämme erfolgt von unten nach oben, 
wogegen der Abtrag der bestehenden Pflästerung von 
der Dammkrone her nach unten vorgenommen wird. 
Wird diese Umlagerung schichtweise durchgeführt, 
kann die Hochwassersicherheit ausreichend gewähr 
leistet werden. 
Damit der Fluss wieder ein natürliches Ufer erhält, soll 
im Bereich der Neubaustrecke der heutige Blockwurf 
entfernt und am Fuss des neuen Damms eingebaut 
werden. Die Steine werden in eine Rinne versenkt, 
wobei die höchstgelegenen Vorgrundsteine des heu 
tigen Damms die Basis des neuen Blockwurfs bilden. 
Ist dieser fertig aufgebaut, werden die Vorgrundsteine 
mit einem Teil des Aushubs eingedeckt. Wo genügend 
Raum vorhanden ist, können die Rinnen teilweise auch 
als lineare Gewässer belassen werden [vgl. Abb. 2]. So 
bald diese Umlagerungen abgeschlossen sind, kann der 
alte Dammabschnitt abgebrochen werden. Der ge 
wonnene Raum zwischen dem neuen Dammfuss und 
dem Fliessgewässer wird der Dynamik und Gestal 
tungskraft des Flusses überlassen. Das Gelände wird 
nur in Teilen abgetragen, um zusätzliche Lebensräume 
zu schaffen [vgl. Abb. 2]. 
Im Raum Balzers-Trübbach sind auch die Führung 
sowie die Einleitung der Saar in den Rhein Teil der 
Neuorganisation des Raums. Künftig könnte die Saar 
den neuen Rheindamm bereits nördlich der Auto 
bahnbrücke durchstechen und dann dem Damm 
folgend auf das Mündungsniveau geführt werden. 
Im südlichen Bereich - wo die Sohle der Saar noch 
hoch liegt - ist dem Hauptdamm ein kleinerer, flacher 
Damm vorgelagert, der das Gewässer vom Rhein ab 
trennt. Mit zunehmender Distanz zur Brücke liegt die 
Krone dieses Damms immer tiefer, so dass auch der 
Dammbereich schmaler und flacher wird. 
Südlich der Rheinbrücke besteht auf der Balzner Seite 
ausreichend Raum für eine grosszügige Aufweitung. 
Neben der Verbreiterung der Flusssohle ist hier vor 
allem die Ausbildung eines Auwalds denkbar, von dem 
Teile tatsächlich wieder periodisch überschwemmt 
werden. Hier ist aber auch die Schaffung von kleinen 
Gerinnen möglich, die im Wald verlaufen. Sie wer 
den in den oberen Abschnitten vom Grundwasser des 
Rheins gespeist und öffnen sich in einem grösseren, 
trichterförmigen Hinterwasser zum Rhein hin. 
Welche Wirkungen könnte eine Aufweitung im 
Raum Balzers-Trübbach entfalten? 
Die Neugestaltung des Raums wirkt sich in verschie 
denen Bereichen aus. In der Folge werden vor allem 
die Wirkungen auf die Gewässermorphologie, die 
Landschaft und die Ökologie angesprochen. 
Gewässermorphologie 
Die Gewässermorphologie bezeichnet die Gestalt des 
Gewässers, die sich aus dem Wechselspiel des fliessen 
den Wassers und den vom Fluss transportierten Mate 
rialen ergibt. Kies- und Sandbänke, Inseln und Lauf 
verlagerungen des Wassers bilden eine dynamische 
Abfolge, die durch Hochwasser zudem noch periodisch 
verändert wird. Wird die regelmässige Geometrie des 
heutigen Kanals durch eine Aufweitung aufgebrochen, 
schlägt sich dies grundsätzlich in einer vielfältigeren 
Ökomorphologie nieder. Die Modelle der Wasserbauer
	        

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