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ehemalige Fliessmorphologie des Schuttmaterials auf
der Südseite der Lawenarüfe noch deutlich mit ihren
Runsen und Buckeln zu erkennen. Dieses Gebiet
zeigt auch in einem Ost-West-Schnitt einen unter
schiedlichen Intensitätsgrad der Nutzung. Dem Wald
am steilen Hang der Mittagspitze folgt der Hangfuss
mit den auslaufenden Wiesen. Dieses nachfolgende
landwirtschaftliche Grünland liegt seinerseits in ge
kammerten Hecken. Diese Vielfalt in der Gelände
strukturierung und deren harmonische Vernetzung
schafft Raum für ein grosses Potential an Lebensfor
men und Entfaltungsmöglichkeiten. Einige Quellauf-
stösse mit natürlich abfliessenden kleinen Rinnsalen
ergänzen dies.
Westlich der alten Landstrasse Balzers-Triesen ist
noch deutlich entlang des Altabachs ein ehemaliger
Prallhang des Alpenrheins sichtbar, der Teile des
Lawena-Schuttkegels wegerodiert hatte. Am östli
chen Hangfuss der Mittagspitze findet sich mit dem
«Fluchtweg» eine natürliche Landschafts-Begrenzung.
Im Norden ist es ihrerseits die Lawenarüfe und süd
westlich davon sind es die Heckenstrukturen, die das
Untersuchungsgebiet eingrenzen.
Für die vorliegende Naturwertanalyse wurde der
Untersuchungsraum auf die oberen, eng verzahnten
Gebiete von Wald und Wiese beidseits der Gemeinde
grenzen von Triesen und Balzers eingegrenzt. Es ist
dies der Landschaftsraum, wo man sich beim Eintritt
sehr «behaglich» fühlt, wobei die Wort-Herkunft mit
Magenviese bei Zepfel- Balzers.
dem «Hag» kein Zufall ist. Der Raum wird denn auch
von Spaziergängern gut besucht und als attraktiv emp
funden. Dieser Untersuchungsraum besitzt mit der
beschriebenen Abgrenzung eine Fläche von 23,4 Hek
taren. Er ist ident mit dem Vorschlag für ein künftiges
Naturschutzgebiet als Kernzone eines grösseren um
gebenden Landschaftsschutzgebietes, welches auf der
Triesner Seite bereits verwirklicht ist.
Die herrschenden Vegetationsverhältnisse
Die natürlichen standortstypischen Waldgesell
schaften [Schmider und Burnand 1988] bilden hier
Übergänge vom Ahorn-Eschenwald und Zweiblatt
eschenmischwald im untersten Bereich der Lawena
rüfe zum typischen Lungenkraut-Buchenwald mit
Weisssegge im Untersuchungsgebiet. Der Alt- und
Totholzanteil in der meist lichten Waldbestockung
ist bemerkenswert. Der Natürlichkeitsgrad des Wald
anteils ist hoch, ausser einigen eingestreuten, teils do
minanten starken Fichten, die von Natur aus erst im
Berggebiet Vorkommen.
Die offenen Grünlandgesellschaften sind in ihren
wertvollsten Teilen in den obersten Lagen der Balzner
«Senne-Zepfel» und Triesner «Fokswinkel-Wesa» als
Trespen-Halbtrockenrasen ausgebildet. Es ist dies eine
durch den Menschen bedingte Waldersatzgesellschaft.
Im Gebiet, weiter in Richtung Westen wie auch nach
Süden in Richtung Balzers, wurden die Wiesen durch
stete direkte Düngung nährstoffreicher. Im Übergang
zum intensiver genutzten Grünland finden sich teils
noch artenreiche Fettwiesen mit Magerkeitsanzeiger.
Auch bei den nördlich anschliessenden Flächen auf
Triesner Gebiet im «Fokswinkel» handelt es sich um
Halbtrockenrasen mit Fettwiesenanzeigern.
Vor wenigen Jahrzehnten war das Magerwiesenareal
hier wesentlich ausgedehnter. Im Untersuchungsge
biet wurden noch in einer botanischen Kartierung im
Jahr 1982 184 Arten [Kaufmann 1983] und 1986
166 Arten [Broggi und Willi 1997] festgestellt. Mehr
als die Hälfte dieser vielfältigen Blumenwiesen wur
den dann kurz darauf intensiviert [Broggi 1988]. Die
noch verbliebene reiche Verzahnung mit Gehölzbe
ständen, die langen Waldsäume sowie die Nischen
vielfalt mit verstürzten Trockenmauern und die
Rinnsale schaffen aber auch noch heute vielfältige
Kleinstandorte.