Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2017) (2017)

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berg zielt und stellt die erfolglose Belagerung und Be- 
schiessung der Burg während dem Schwabenkrieg dar. 
Der Gedanke, dass die aufgeführten Szenen sich tat 
sächlich vor über 400 Jahren an dem Ort der Insze 
nierung so ähnlich hätten zutragen können, gab dem 
Ganzen bestimmt noch eine zusätzliche Bedeutung. 
So hiess es in den Liechtensteiner Nachrichten: 
«Nicht ein Spiel, das anderswo auch gespielt werden 
könnte, soll «über den Hof> gehen; vergangene Zeit, wie sie 
war, wie sie lebte, litt und stritt, soll auferstehen, soll dort 
auferstehen, wo sie ins Grab sank.» 25 
Auch Minst schlug in seinem Stück eine Brücke in die 
Gegenwart, indem er den letzten Gutenberger vor sei 
nem Heldentod prophezeien liess: 
«Mag diese Burg auch in Flammen zusammenbrechen, 
mag der Zahn der Zeit sie zernagen, mögen ihre Mauern 
stürzen und sinken - sie wird sich wieder erheben, wie ein 
Phönix aus seiner eigenen Asche. Die Zeit wird kommen, 
da wiederum ihre Türme und Zinnen ins schöne grüne 
Rheintal hinabgrüssen und wiederum durch die Tore der 
gastlichen Burg frisches Leben wogt.» 26 
Zusätzliche Abendaufführungen 
Das Freilichtspiel war rundum ein voller Erfolg. Die auf 
gerichtete Tribüne im Innenhof, welche etwa 200 Zu 
schauerinnen und Zuschauern Platz bot, 27 war bei jeder 
Aufführung randvoll besetzt. Das Volksblatt berichtete: 
«Das Burgenspiel [...] hat die Zuschauer aus Nah und 
Fern vollauf befriedigt. Das tragische Geschick des letzten 
Gutenbergers erweckte die Teilnahme der Zuschauer.» 28 
Und in den Liechtensteiner Nachrichten wurde be 
richtet: 
«Unter den zahlreichen Zuschauern waren viele, die dem 
Stück zum zweiten Male beiwohnten. Die Darbietungen 
wurden allerseits mit regem Beifall auf genommen.» 29 
Die Aufführungen fanden jeweils sonntags von 15 bis 
etwa 17 Uhr statt. Aufgrund der grossen Nachfrage 
wurden an zwei Samstagen zusätzlich noch Abendvor 
stellungen angeboten. 30 Dies war zur damaligen Zeit 
wohl ein ganz spezielles Ereignis, da das elektrische 
Licht erst vor vier Jahren [1921] Einzug in Balzers 
gehalten hat. Dank der Initiative des Burgbesitzers, 
Egon Rheinberger, der damals im Vorstand des ersten 
liechtensteinischen Elektrizitätswerks war, wurde die 
Burg Gutenberg als eines der ersten Gebäude in Balzers 
ans Stromnetz angeschlossen. 31 So konnten die bei 
den Abendvorstellungen also beim hellen Glanz der 
Scheinwerfer über die Bühne gehen. Die Liechtenstei 
ner Nachrichten berichteten: 
«Der Höhepunkt der Gutenberger Burgenspiele war Ins 
heute wohl ohne Zweifel die Abendaufführung vom letz 
ten Samstag. Eine gute Beleuchtung liess im Hofe jene 
geheimnisvolle Nachtstimmung aufkommen, die für den 
Genuss von Schauspielen eine so gute Voraussetzung 
schafft. [...] Wer immer kann, besuche die Abendauf 
führung vom Samstag den 22. d. M., die halb 9 Uhr 
abends statt findet.» 32 
Auch für die Schulen des Landes fand eine zusätzli 
che Aufführung statt. Es wurde in den Zeitungen be 
richtet, dass die Darstellerinnen und Darsteller wohl 
noch nie vor einem so fröhlichen Publikum gespielt 
haben. 
Plakatentumrf von Egon Rhein 
berger zum Freilichtspiel «Der 
letzte Gutenberger».
	        

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