Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2017) (2017)

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Alois Büchel ab Ulrich von Ramschwag (Mitte rechts) und Besuch des Freiherren Ludwig von Brandis. 
Emma Wolfnger (Mitte links) als Roswitha. 
Gesangs- und Musikeinlagen verschönern den lebhaften 
Betrieb in diesem Kriegslager des Mittelalters,» 18 Sogar 
die schweizerische National-Zeitung verkündete: 
«Was da vom tatenlustigen Sängerbund Balzers geboten 
wird, übertrifft alle Erwartungen.» 19 
Die farbenfrohen, mittelalterlichen Kostüme sowie die 
Waffen und Pferde, welche die Zuschauerinnen und 
Zuschauer mitten ins kriegerische Treiben des späten 
15. Jahrhunderts versetzen sollten, fanden angeblich 
besonderen Gefallen beim Publikum. 20 
Sicherlich war dieses idyllische Bild auch dem mittel 
alterlichen Innenhof der Burg als Kulisse zu verdanken. 
So schrieben die Liechtensteiner Nachrichten: 
«Die Bahner brauchten zu ihrem Freilichtspiele keine Ku 
lissen zu bauen. Alles ist da, was zum Schauspiel gehört. 
Ein stolzer Schlosshof, feste Mauern, dröhnender Wehr 
gang, grüner lebendiger Efeu, duftender Holunder. Nicht 
leicht hätte gerade für dieses Spiel eine schönere Stätte 
gefunden werden können.» 21 
Märchenhaftes Bühnenbild, geschaffen von 
Egon Rheinberger 
Diese märchenhafte und altertümlich wirkende Kulisse 
war das Werk des talentierten Vaduzer Bildhauers und 
Architekten, Egon Rheinberger, welcher einige Jahre 
zuvor die damals stark zerfallene Burgruine erworben 
hatte und sie nach seinen Vorstellungen einer romanti 
sierten mittelalterlichen Ritterburg wieder neu aufbau 
en liess. Ab 1912 lebte Rheinberger mit seiner Familie 
auf der Burg und eröffnete 1920 eine Schlosswirtschaft. 
So wurde die Burg zu einem beliebten Ausflugsort für 
Besucher von nah und fern. 22 Gutenberg wurde häufig 
auch zu einem Treffpunkt für Künstler und Schriftstel 
ler. Auch der junge Dichter Karl Josef Minst war oft zu 
Gast in Rheinbergers Gaststube. Rudolf Rheinberger, 
der jüngste Sohn von Egon Rheinberger, berichtete in 
den Balzner Neujahrsblättern 1996: 
«Aber auch andere Besucher fanden sich häufig ein, und 
wenn dann gerade etwa Karl Minst aus Triesen und der 
Dialektschriftsteller Jakob Kuratli aus Wartau dazuka 
men, gab es ein begeistertes Schwelgen in romantischer 
Kunst und Literatur.» 23 
Vielleicht entstand an einem dieser heiteren Abende 
die Idee für ein Freilichtspiel auf der Burg. Fest steht, 
dass Rheinberger, der sich in jener Zeit sehr inten 
siv mit der Geschichte der Burg auseinandergesetzt 
hat, bestimmt begeistert war über Minsts Vorhaben, 
ein geschichtsträchtiges Ereignis aus dem Mittelalter 
wieder zum Leben zu erwecken. Vielleicht war es 
sogar Rheinberger selber, der die Idee dazu hatte, den 
Schwabenkrieg als geschichtliche Grundlage für das 
Stück zu wählen. Er selber hat bereits beim Wieder 
aufbau der Burg den Schwabenkrieg durch einige bau 
liche Details verewigt. So hat er beispielsweise stei 
nerne Kanonenkugeln in die Fassade der Schlossmauer 
einsetzen lassen oder das sagenumwobene «Schweizer 
loch», von wo angeblich ein eidgenössischer Eindring 
ling im Schwabenkrieg hinuntergestürzt wurde, an der 
Westseite der Burg, hoch über der steil abfallenden 
Felswand, anbringen lassen. 
Auch das Plakat, welches überall im Land auf das Frei 
lichtspiel aufmerksam machen sollte, hat Egon Rhein 
berger selbst entworfen. 24 Es zeigt einen Eidgenossen, 
welcher mit seiner kleinen Kanone auf die Burg Guten
	        

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