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hundert in Balzers ansässig gewesen sein sollen. Diese
haben sich angeblich an der Verschwörung gegen den
habsburgischen König Albrecht beteiligt und wurden
deswegen zur Strafe von der Burg Gutenberg vertrie
ben und ihres Adelstitels enthoben. 9 Tatsächlich kann
jedoch urkundlich nicht belegt werden, ob es dieses
Adelsgeschlecht auf der Burg Gutenberg überhaupt
gegeben hat. 10 In Minsts Theaterstück eilt Wirnt dem
damaligen Burgvogt Ulrich von Ramschwag zu Hilfe,
als er davon hört, dass die Burg seiner Vorfahren von
eidgenössischen Truppen bedroht wird und ein Krieg
ausbrechen könnte. Dort findet er, nach einer tragi
schen Liebesgeschichte mit Ulrichs Tochter Roswitha,
seine Bestimmung im Heldentod, als Retter der Burg
Gutenberg.
Emma Wolfnger als Roswitha mit Karl Josef Minst als Wimt
von Gutenberg.
Leidenschaftliches Mitwirken vieler
Balznerinnen und Balzner
Die schauspielerische Leistung der ungefähr 70 Dar
stellerinnen und Darsteller wurde in der Presse einhel
lig gerühmt. Hervorgehoben wurde natürlich in erster
Linie die Hauptrolle, Wirnt von Gutenberg, welche,
wie bereits erwähnt, von Minst selbst gespielt wurde.
Des Weiteren fanden vor allem der Burgvogt Ulrich
von Ramschwag und seine Tochter Roswitha, gespielt
von Alois Büchel und Emma Wolfinger, Erwähnung
durch ihr schauspielerisches Talent. 11 Eine besondere
Begebenheit war auch, dass Josef Wolfinger die Rolle
seines Vorfahrens Welti Wolfinger spielen konnte, 12 der
im Jahr 1464 vom habsburgischen Herzog Sigmund
einen Gutshof, der zur Burg Gutenberg gehörte, als
Erblehen erhielt. 13
Dass die Schauspieler, die das gewöhnliche Volk re
präsentierten, Dialekt sprachen, wurde von der Presse,
entgegen der anfänglichen Erwartungen einiger kriti
scher Stimmen, sehr positiv aufgenommen. Das Liech
tensteiner Volksblatt schrieb dazu:
«Und daran tut der Verfasser recht, denn er geht nicht
fehl, wenn er den Leuten vom ausgehenden 15. Jahrhun
dert den heutigen Dialekt in den Mund legt, zeigen doch die
Liechtensteiner Mundarten und die von Balzers im Beson
deren noch heute ein recht altertümliches Gepräge.» 14
Und in den Liechtensteiner Nachrichten hiess es:
«Dass der Autor dies glücklich getroffen hat, bewies der
flotte, flüssige Gang der Gespräche, die Sicherheit und
Freude, mit der Spieler Dialektstellen Wiedergaben.» 15
Musikalische Einlagen, komponiert von
Rudolf Schädler
Die gesanglichen und musikalischen Einlagen stamm
ten allesamt aus der Feder des jungen, damals noch
studierenden, liechtensteinischen Komponisten Rudolf
Schädler. 16 In den Liechtensteiner Nachrichten hiess es:
«Als besonders schön bezeichnen wir im Text die Lieder.
Es sind darunter einige von köstlicher Volkslied-Art, die
durch Sprache, Zartheit und Wahl der Bilder auffallen.» 17
Und das Volksblatt rühmte die gesangliche Leistung
des Sängerbundes:
«Der Sängerbund Balzers unter der Direktion des Herrn
Oberlehrers Büchel erfüllt hier alle Erwartungen, die an
eine gute Landbühne gestellt werden können. Treffliche