Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2016) (2016)

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gern angenommen. «Im Jahr 1986 hat ein Wiedehopf 
paar nachweislich in der Felswand des Ellhorn gebrü 
tet. Das war aussergewöhnlich und eher untypisch für 
Wiedehopfe», weiss Georg Willi. In den früher noch 
häufigeren Streuobstwiesen fanden viele Tierarten rei 
ches Auskommen. Die hochstämmigen Obstbäume 
boten Quartier und die Wiesen lieferten reiche In 
sektennahrung. Dass die stete Abnahme alter «Hoch 
stämmen) und Feldgehölze die Möglichkeit, passende 
Quartiere in nahrungsreicher Landschaft zu finden, 
deutlich einschränkt, ist nachvollziehbar. 
Der Obstbaumverein, die Bürgergenossenschaft und 
viele Engagierte bemühen sich um Nachpflanzungen, 
aber bis die Bäume ein Alter erreicht haben werden, 
in dem sie Spechten, Wiedehopfen und Fledermäusen 
Quartier bieten können, werden noch einige Jahre ver 
gehen. Umso wichtiger ist es, dass noch vorhandene alte 
Bäume erhalten werden. Mit künstlichen Nisthilfen 
kann man die Situation ersatzweise verbessern. «Wenn 
die Lage stimmt und ein genügend grosses Nahrungs 
angebot in der Umgebung vorhanden ist, brüten Wie 
dehopfe auch in Starenkästen», berichtet Georg Willi. 
Der Wärmeliebhaber 
Da sich die Situation der Feinde und Konkurrenten 
nicht wesentlich verändert haben dürfte, bleibt noch 
ein sogenannter abiotischer Faktor zu beleuchten, das 
Klima. Was die Temperaturen betrifft, gibt es einen kla 
ren Trend für die Schweiz und Liechtenstein. Im Jah 
resmittel ist es in den letzten zwanzig Jahren deutlich 
wärmer geworden. Wärmeliebhabern wie dem Wiede 
hopf kommt das in mehrfacher Hinsicht zugute. Zum 
einen hat er grössere Chancen, seinen Nachwuchs 
nicht durch zu kühle Temperaturen zu verlieren. Er 
kann sich im besten Fall sogar mit zwei Bruten im Jahr 
vermehren. Zum anderen profitieren auch viele Insek 
tenarten vom wärmeren Jahresmittel und damit steigt 
das Nahrungsangebot für den Wiedehopf und andere 
Insektenliebhaber. 
Ein Hingucker für Jung und Alt 
Als vor elf Jahren plötzlich wieder sein «Upup-up» 
in Balzers erklang, wandten sich viele Köpfe suchend 
nach oben. Während die Herzen der Kenner sofort 
höher schlugen, wunderten sich andere aufmerksame 
Lauscher über den neuen Klang im Dorf. Manch einer 
mag sich gefragt haben, ob der Kuckuck in diesem Jahr 
in Moll ruft. Der Ruf des Wiedehopfs ist kräftig und 
doch sanft. Seine Stimme trägt weit, daher hält man 
zumeist vergeblich nach dem Rufenden Ausschau. 
Erst seit vier Jahren brüten die Rückkehrer wieder 
regelmässig in Balzers und weiteren Gemeinden dies- 
und jenseits des Rheins. Der prächtige Vogel ist ein 
«Hingucker» für Jung und Alt, freut sich Wilfried Vogt, 
Vogelschutz-Obmann beim Ornithologischen Verein 
(OV) Balzers und Lehrer an der Realschule. Jugend 
liche berichten in der Schule von Begegnungen mit 
Wiedehopfen und interessieren sich für das auffällige 
Tier. «So erweckt der Wiedehopf durch seine exotische 
Erscheinung Interesse und wird zum Symbol auch für 
andere Arten, die nicht ganz so auffällig sind und doch 
in gleicher Weise unserer Aufmerksamkeit und unseres 
Schutzes bedürfen.» 
Leider nehmen seine Bestände weltweit ab. Als Grün 
de dafür werden Lebensraumzerstörung und Bejagung 
genannt. Fast wäre es diesem prächtigen Vogel so er 
gangen wie dem Kinderlied. Er wäre bei uns langsam 
in Vergessenheit geraten. Gut, dass er nach langer Ab 
wesenheit nun wieder zurück ist. Er wird als etwas Be 
sonderes wahrgenommen und erfreut uns mit seinem 
Anblick.
	        

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